Apple ist ein Unternehmen, das für Kontrolle, Perfektionismus und langfristige Planung steht. Gerade deshalb überrascht es, wenn intern deutlich wird, dass vieles nicht nach Plan läuft – besonders in einem Bereich, der in den nächsten Jahren entscheidend sein wird: Künstliche Intelligenz. Ein Bericht der New York Times zeigt, wie Apple mit internen Machtkämpfen, Ressourcenmangel und technischer Rückständigkeit zu kämpfen hat. Die Probleme rund um Siri und Apple Intelligence haben konkrete Ursachen, die du kennen solltest, wenn du verstehen willst, wo Apple wirklich steht.
Künstliche Intelligenz gilt als das nächste große Ding in der Tech-Welt – und Apple will dabei natürlich eine zentrale Rolle spielen. Doch im Vergleich zu Konkurrenten wie Google, Microsoft oder Meta wirkt Apples KI-Strategie derzeit zurückhaltend, teilweise sogar planlos. Die Probleme begannen nicht erst gestern. Bereits 2023 zeichnete sich ab, dass es bei Apple intern nicht rund läuft. Der Versuch, Siri zu verbessern und ein neues KI-Erlebnis unter dem Namen Apple Intelligence zu schaffen, ist von Anfang an mit Hindernissen verbunden gewesen. Was genau schiefgelaufen ist, zeigt der Bericht der New York Times sehr detailliert.
Streit um das Chip-Budget
Anfang 2023 bat John Giannandrea, Apples damaliger Leiter für Künstliche Intelligenz, CEO Tim Cook um ein deutlich höheres Budget für KI-Chips. Die Chips werden für das Training von KI-Modellen benötigt – ohne sie läuft nichts. Cook genehmigte zunächst eine Verdopplung des Budgets. Kurz darauf schritt jedoch Finanzchef Luca Maestri ein und reduzierte die Erhöhung auf weniger als die Hälfte. Er schlug vor, dass das Team stattdessen effizienter mit den vorhandenen Ressourcen umgehen solle. Das große Problem dabei: Apple hatte zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 GPUs in seinen Rechenzentren im Einsatz, die alle älter als fünf Jahre waren. Zum Vergleich: Konkurrenten wie Microsoft, Google und Meta hatten Hunderttausende neue GPUs eingekauft, um ihre KI-Systeme zu trainieren. Apple musste deshalb Rechenleistung von Drittanbietern wie Google und Amazon mieten, was nicht nur teuer, sondern auch mit Nachteilen in Sachen Datenschutz und Kontrolle verbunden ist.
Interner Machtkampf um Siri
Neben dem Ressourcenproblem kam es intern auch zu einem Führungsstreit. Robby Walker, zuständig für Siri, und Sebastien Marineau-Mes aus dem Software-Team stritten sich darüber, wer die Leitung für die Weiterentwicklung von Siri übernehmen sollte. Beide setzten sich teilweise durch – am Ende wurde das Projekt aufgeteilt, was nicht gerade zur Klarheit beigetragen hat. Der Zustand von Siri war laut internen Tests alles andere als überzeugend. Bei etwa einem Drittel aller Anfragen lieferte Siri ungenaue oder falsche Antworten. Das führte dazu, dass die Einführung des neuen Siri-Erlebnisses deutlich verschoben wurde. Apple gab offen zu, dass die Funktionen länger auf sich warten lassen würden als geplant. Eigentlich sollte die neue, personalisierte Siri 2025 erscheinen – jetzt heißt es von offizieller Seite nur noch, dass die Funktionen „im kommenden Jahr“ eingeführt werden.
Führung neu aufgestellt
Nach den Rückschlägen zog Apple Konsequenzen. Software-Chef Craig Federighi änderte die Führungsstruktur im Siri-Team. Die Verantwortung für die neue Siri wurde Giannandrea entzogen und an Mike Rockwell übergeben. Rockwell ist bekannt als Leiter der Vision-Pro-Abteilung, also der Einheit, die sich mit Augmented Reality beschäftigt. Der Wechsel soll für mehr Struktur und Fortschritt sorgen. Trotz der internen Probleme plant Apple, das überarbeitete Siri-Erlebnis im Herbst 2025 zu veröffentlichen. Die neuen Funktionen sollen unter anderem persönlichen Kontext erkennen, die Bildschirminhalte mit einbeziehen (Onscreen-Awareness) und besser mit Apps zusammenarbeiten. Einige Apple-Manager zeigen sich laut Bericht gelassen, weil auch die Konkurrenz noch keine wirklich ausgereifte KI-Lösung präsentiert hat. Man sei also nicht unter Druck, sofort abzuliefern, sondern könne sich Zeit lassen, um ein stabiles System zu entwickeln.
Apple kämpft mit sich selbst und der Konkurrenz
Die New York Times beschreibt ein Unternehmen, das bei KI mehr Baustellen als Fortschritte hat. Interne Konflikte, alte Hardware, ein gekürztes Budget und eine Siri, die noch immer nicht zuverlässig funktioniert – das alles passt nicht zum Selbstbild von Apple als Technologieführer. Gleichzeitig zeigt der Bericht aber auch, dass Apple die Probleme erkannt hat und gegensteuert. Ob das reicht, um im KI-Rennen aufzuholen, bleibt offen. (Photo by Unsplash+ / Getty Images)
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