Donald Trump sorgt wieder einmal für Diskussionen. Diesmal geht es um Apple. Konkret um die Frage, ob der US-Konzern seine iPhones künftig in den Vereinigten Staaten produzieren sollte. Trump meint: ja, das ist möglich. Die Realität sieht allerdings deutlich komplizierter aus.
Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, warum Apple seine Produkte nicht einfach in den USA herstellen lässt. Schließlich ist das Unternehmen amerikanisch, wirtschaftlich stark, und die Technologie ist längst da. Genau diesen Punkt greift Trump auf. Er will Apple dazu bringen, sich aus China und anderen Ländern zurückzuziehen. Aber was auf den ersten Blick wie eine patriotische Idee klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als schwer umsetzbar – wenn nicht sogar als unrealistisch.
Trumps Plan: Mehr Produktion in den USA
Trump plant ab dem 9. April hohe Zölle auf Importe aus China, Vietnam, Thailand, Indien, der EU und anderen Ländern. Er will damit die Industrie zwingen, mehr im eigenen Land zu produzieren. Apple ist für ihn ein zentrales Beispiel. Seine Sprecherin Karoline Leavitt sagte in einem Medienbriefing, dass Trump „absolut“ davon überzeugt sei, dass Apple iPhones und andere Geräte in den USA herstellen könne. Laut ihr seien Arbeitskräfte und Ressourcen in den USA vorhanden. Sie verwies auch auf eine Investition von Apple in Höhe von 500 Milliarden Dollar in den USA. Diese Summe sei ein Zeichen dafür, dass Apple Vertrauen in den Standort habe. Allerdings geht es bei dieser Investition nicht um iPhones, sondern vor allem um Infrastruktur – etwa Server für Apples Private Cloud Compute System. Das sind Produkte, die im Hintergrund laufen, kaum Kundenkontakt haben und nur in kleiner Stückzahl gebraucht werden (via Youtube / The White House).
Die Realität hinter der iPhone-Produktion
Ein iPhone besteht aus Teilen aus über 50 Ländern. Dazu kommen seltene Erden, die Apple aus 79 Ländern bezieht. Viele dieser Materialien gibt es in den USA schlicht nicht. Die Produktion ist weltweit verzahnt. Eine vollständige Verlagerung in ein einziges Land – egal ob USA oder ein anderes – ist nicht machbar. Selbst wenn man nur den Zusammenbau in den USA durchführt, wären die Kosten enorm. Die Lebenshaltungskosten und Löhne in den USA liegen deutlich über denen in Asien. Das würde sich direkt auf den Endpreis eines iPhones auswirken. Ein weiteres Problem ist das fehlende Fachwissen.

Apple-CEO Tim Cook hat 2017 erklärt, warum die iPhones in China gefertigt werden. Es geht nicht nur um Kosten, sondern vor allem um Know-how. In China gibt es ein starkes Netzwerk an Werkzeugbauern und Facharbeitern. Cook sagte, dass man in den USA kaum genug Werkzeugingenieure für ein einziges Meeting finden würde – in China könne man dagegen mehrere Fußballfelder füllen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Apple hat bereits versucht, in den USA zu fertigen. Während Trumps erster Amtszeit wurde der Mac Pro in Texas hergestellt. Das Projekt stieß jedoch schnell an Grenzen. Es gab zu wenige lokale Zulieferer, die Importkosten für Einzelteile stiegen, und es war schwer, geeignetes Fachpersonal zu finden. Die Produktion war aufwendig und teuer – und kein Modell für größere Produktlinien wie das iPhone.
Was Trumps Zollpolitik bedeutet
Trump hatte zunächst angekündigt, einen Zoll von 54 Prozent auf chinesische Waren zu erheben. Diese Zahl wurde inzwischen auf 104 Prozent verdoppelt. Die neuen Zölle treten ab sofort in Kraft. Für Apple bedeutet das: Produkte, die aus China kommen, werden deutlich teurer. Das Unternehmen hat sich zu den Zöllen bisher nicht öffentlich geäußert. Allerdings hat Apple bereits Maßnahmen ergriffen. Es wurden Lagerbestände aufgebaut, und es ist geplant, künftig stärker auf Importe aus Indien zu setzen. Dort sind die Zölle niedriger, was helfen soll, einen Teil der Kosten auszugleichen.
Warum ein “US-iPhone” kaum realistisch ist
Auch US-Handelsminister Howard Lutnick äußerte sich zum Thema. Laut ihm müssten „Millionen von Menschen, die an kleinen Schrauben drehen“, in die USA kommen, damit hier iPhones produziert werden könnten. Diese Aussage zeigt, dass die Komplexität der Apple-Lieferkette unterschätzt wird. Ein aktueller Bericht von 404 Media mit dem Titel „A ‚US-Made iPhone‘ Is Pure Fantasy“ beschreibt die Lage sehr deutlich. Die Lieferkette ist so weit verzweigt und global aufgestellt, dass eine nationale Produktion weder wirtschaftlich noch logistisch machbar wäre.
Apple bleibt international aufgestellt
Trump fordert von Apple, mehr im eigenen Land zu produzieren. Die Idee passt zu seiner wirtschaftspolitischen Linie, ist aber in der Praxis kaum umsetzbar. Apple ist global aufgestellt, nicht nur bei der Beschaffung von Materialien, sondern auch beim Know-how. Die Herstellung eines iPhones ist ein hochkomplexer Prozess, der nicht ohne weiteres in die USA verlagert werden kann – weder technisch noch wirtschaftlich. Apple wird also auch in Zukunft auf internationale Zusammenarbeit setzen müssen. Die Diskussion zeigt aber, wie stark Politik und Technologie inzwischen miteinander verknüpft sind. Und sie wirft die Frage auf, wie unabhängig große Konzerne in Zukunft wirklich agieren können. (Bild: Apple)
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