Der Konflikt zwischen Spotify und Apple nimmt eine neue Dimension an. Spotify wirft Apple vor, gegen den Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union zu verstoßen, und drängt auf eine harte Strafe. Die EU-Wettbewerbsbehörden haben eine Untersuchung eingeleitet, die Apple teuer zu stehen kommen könnte. Doch ist diese geforderte Strafe gerechtfertigt? Apple argumentiert, dass es sich an die neuen Vorschriften hält und bereits Anpassungen vorgenommen hat. Die Diskussion zeigt, wie komplex das Verhältnis zwischen Plattformbetreibern, Entwicklern und Regulierungsbehörden ist – und dass es nicht nur um den Schutz des Wettbewerbs, sondern auch um wirtschaftliche und technische Realitäten geht.
Spotify ist mit 56 Prozent Marktanteil der unangefochtene Marktführer im europäischen Musikstreaming. Apple Music liegt mit rund der Hälfte dieses Anteils deutlich dahinter. Dennoch fordert Spotify von der EU eine harte Strafe gegen Apple. Der Vorwurf: Apple nutze seine Marktmacht, um Entwicklern hohe Gebühren aufzuerlegen und alternative Zahlungsmethoden zu unterdrücken. Die EU hat daraufhin eine Untersuchung eingeleitet. Doch Apple betont, dass der App Store nicht nur ein Marktplatz, sondern ein umfassendes Ökosystem ist, das hohe Sicherheits- und Qualitätsstandards gewährleistet. Die entscheidende Frage ist, ob Apple tatsächlich gegen den Wettbewerb verstößt – oder ob es hier darum geht, Apple als großes Tech-Unternehmen stärker zu regulieren.
Welche Vorwürfe stehen im Raum?
Die EU prüft, ob Apple gegen den Digital Markets Act verstößt. Drei Punkte stehen besonders im Fokus:
- Anti-Steering-Regeln: Entwickler sollen keine alternativen Zahlungsmethoden außerhalb des App Stores bewerben dürfen.
- Einschränkungen für Drittanbieter-Browser: Kritiker bemängeln, dass Apple konkurrierende Webbrowser auf iOS benachteiligt.
- Gebührenstruktur für alternative App-Marktplätze: Die EU bemängelt, dass Apple Drittanbieter-App-Stores zwar zulässt, aber weiterhin Gebühren erhebt.
Apple argumentiert, dass diese Regelungen nicht willkürlich sind. Der App Store bietet Entwicklern eine Plattform mit integriertem Bezahlsystem, Datenschutzmechanismen und Sicherheitsgarantien. Diese Infrastruktur verursacht Kosten, die durch Provisionen finanziert werden. Zudem gibt es bereits Möglichkeiten für Entwickler, ihre Dienste außerhalb des App Stores anzubieten. Streaming-Abonnements lassen sich beispielsweise direkt über die Anbieter-Websites abschließen – Apple unterbindet lediglich, dass In-App-Käufe am App Store vorbei geleitet werden.
Spotify drängt auf Regulierung – aus Überzeugung oder Eigeninteresse?
Spotify-CEO Daniel Ek fordert die EU dazu auf, Apple mit harten Strafen zu belegen. Seiner Meinung nach habe Apple wiederholt versucht, neue Regelungen zu verzögern oder abzuschwächen. „Es ist an der Zeit, dass Europa zeigt, dass wir das Gesetz durchsetzen“, sagte er in einem Interview mit Bloomberg. Es ist nicht das erste Mal, dass Spotify Apple kritisiert. Bereits 2019 hatte das Unternehmen bei der EU Beschwerde eingereicht und Apple vorgeworfen, den Wettbewerb im Musikstreaming zu verzerren. Im Jahr 2024 führte das zu einer Strafe von 1,95 Milliarden US-Dollar gegen Apple. Doch Spotify ist nicht nur ein einfacher Herausforderer – sondern selbst der größte Player im Markt. Während Apple Music in Europa eine vergleichsweise kleine Rolle spielt, hat Spotify eine dominante Stellung. Das wirft die Frage auf, ob es bei diesem Streit wirklich nur um fairen Wettbewerb geht oder ob Spotify selbst von regulatorischen Eingriffen profitieren würde.
Wie reagiert Apple?
Apple hat auf die Vorwürfe reagiert und betont, dass es bereits zahlreiche Anpassungen vorgenommen hat. Zwei Whitepapers sollen aufzeigen, warum Apple an bestimmten Prinzipien festhält:
- Das erste Whitepaper warnt vor Sicherheitsrisiken alternativer App-Stores. Öffnet man das iOS-Ökosystem zu weit, könnten Betrug, Malware und Datenschutzprobleme zunehmen.
- Das zweite Whitepaper beschäftigt sich mit Interoperabilitätsgesetzen. Apple erklärt, dass es technische und betriebswirtschaftliche Gründe gibt, warum nicht jede Forderung von Entwicklern eins zu eins umgesetzt werden kann.
Diese Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Der App Store ist nicht nur eine Vertriebsplattform, sondern auch ein geschlossenes System, das für viele Nutzer gerade wegen seiner Sicherheit und einfachen Bedienung attraktiv ist.
Droht Apple eine überzogene Strafe?
Falls Apple für schuldig befunden wird, könnte die EU eine Strafe von bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Angesichts von Apples Jahresumsatz von über 380 Milliarden US-Dollar würde das eine potenzielle Strafe von bis zu 38 Milliarden US-Dollar bedeuten. Eine so hohe Strafe würde ein starkes Signal an die gesamte Tech-Branche senden. Doch sie wirft auch die Frage auf, ob Apple wirklich ein unfairer Marktbeherrscher ist oder ob die EU hier ein Exempel statuieren möchte. Während Apple in der App-Store-Welt eine dominante Rolle spielt, ist das Unternehmen im Musikstreaming-Bereich in Europa kein Monopolist. Spotify hat deutlich mehr Marktanteile und ist in einer wesentlich stärkeren Position. Sollte Apple wirklich in so drastischer Weise bestraft werden, könnte das eine neue Ära der Regulierung für Tech-Unternehmen einleiten.
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EU-Regulierung gegen Apple: Fairer Wettbewerb oder Überregulierung?
Der Streit zwischen Spotify und Apple zeigt, wie umkämpft der digitale Markt in der EU ist. Während Spotify auf schärfere Maßnahmen drängt, verteidigt Apple sein Geschäftsmodell und verweist auf bereits umgesetzte Anpassungen. Eine Milliardenstrafe könnte Apple erheblich unter Druck setzen – doch ob dies den Wettbewerb tatsächlich stärkt oder nur eine neue Runde an Auseinandersetzungen auslöst, bleibt abzuwarten. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die EU eine ausgewogene Entscheidung trifft oder ob Apple als prominentestes Beispiel für die neue Marktmacht der Regulierung herhalten muss. (Photo by nikkimeel / Bigstockphoto)
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