Apple steht wieder einmal im Mittelpunkt einer Diskussion um seine Gebührenpolitik im App Store. Neue Informationen zeigen, dass selbst innerhalb des Unternehmens nicht alle mit der umstrittenen 27 %-Gebühr für externe Käufe einverstanden waren. Phil Schiller, einer der führenden Köpfe bei Apple und verantwortlich für den App Store, hatte starke Bedenken gegen die Einführung dieser Gebühr. Seine Befürchtungen betrafen vor allem das Verhältnis zwischen Apple und den Entwicklern sowie die Herausforderungen bei der Durchsetzung der Gebühr. Dennoch wurde die Maßnahme umgesetzt.
Der Konflikt zwischen Apple und Epic Games begann 2020, als Epic versuchte, Apples Gebührenregelungen zu umgehen. Statt wie vorgeschrieben das Apple-eigene Zahlungssystem zu nutzen, baute Epic in seine iOS-Version von Fortnite eine eigene Bezahlmöglichkeit ein. Apple reagierte darauf mit einem Ausschluss von Fortnite aus dem App Store, woraufhin Epic eine Klage einreichte. 2021 entschied die zuständige Richterin Yvonne Gonzalez Rogers, dass Apple kein Monopol auf den App-Markt hat, aber wettbewerbswidrig handelt. Sie verpflichtete Apple, Entwicklern zu erlauben, alternative Zahlungsmethoden anzubieten. Apple führte daraufhin eine neue Regelung ein, die Entwicklern erlaubt, auf externe Zahlungsoptionen zu verweisen – allerdings mit einer 27 %-Gebühr auf diese Transaktionen. Diese Maßnahme hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob Apple wirklich dem Geist des Urteils folgt oder nur einen neuen Weg gefunden hat, seine Einnahmen zu sichern.
Phil Schillers Bedenken gegen die Gebühr
Phil Schiller, der seit Jahrzehnten bei Apple tätig ist und eine zentrale Rolle im App Store-Management spielt, war gegen die Einführung der 27 %-Gebühr. Vor Gericht erklärte er (via AP News), dass er sich vor allem um drei Aspekte Sorgen machte:
- Die Beziehung zwischen Apple und den Entwicklern: Eine zusätzliche Gebühr für externe Käufe könnte die ohnehin angespannte Beziehung zu den Entwicklern weiter verschlechtern. Schiller fürchtete, dass Apple dadurch nicht mehr als Partner, sondern als „Inkassobüro“ wahrgenommen wird.
- Probleme bei der Umsetzung und Einhaltung der Vorschriften: Apple müsste durch diese Regelung Zahlungen von Entwicklern eintreiben, die außerhalb des App Stores stattfinden. Das könnte zu rechtlichen Schwierigkeiten und Problemen bei der Durchsetzung führen.
- Die Auswirkungen auf die Nutzererfahrung: Interne Analysen von Apple haben gezeigt, dass ein „weniger nahtloses Erlebnis“ bei externen Käufen dazu führt, dass Nutzer eher wieder auf das Apple-Zahlungssystem zurückgreifen. Schiller befürchtete, dass diese Strategie negative Konsequenzen für die Kundenzufriedenheit haben könnte.
Warum wurde die Gebühr trotzdem eingeführt?
Trotz Schillers Einwände entschied ein Preiskomitee bei Apple, dem unter anderem CEO Tim Cook, der ehemalige Finanzchef Luca Maestri und die Rechtsabteilung angehörten, die Gebühr einzuführen. Die Begründung lautete, dass Apple weiterhin an den über den App Store vermittelten Transaktionen mitverdienen müsse – auch wenn die Zahlung über externe Wege abgewickelt wird. Die Gebühr beträgt 27 % und wird auf Einkäufe erhoben, die innerhalb von sieben Tagen nach dem Anklicken eines externen Zahlungslinks erfolgen. Für Entwickler im Small Business Program liegt die Gebühr bei 12 % statt der sonst üblichen 15 %.
Die Reaktion der Entwickler und Epic Games
Von Entwicklerseite gibt es starke Kritik an dieser Regelung. Tim Sweeney, CEO von Epic Games, wirft Apple vor, sich nicht an das Gerichtsurteil zu halten. Die 27 %-Gebühr und andere Einschränkungen machen es für Entwickler unattraktiv, alternative Zahlungswege anzubieten. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Sieben-Tage-Frist: Apple erhebt nur dann eine Gebühr auf externe Käufe, wenn der Nutzer den Kauf innerhalb einer Woche nach dem Klick auf einen externen Zahlungslink abschließt. Diese Regelung führt dazu, dass viele Entwickler weiterhin das Apple-Zahlungssystem nutzen, um Unsicherheiten zu vermeiden.
Die aktuellen gerichtlichen Auseinandersetzungen
Momentan laufen weitere Anhörungen zu der Frage, ob Apple mit der 27 %-Gebühr gegen die ursprüngliche Gerichtsverfügung verstößt. Besonders brisant ist, dass einige Apple-Zeugen sich laut Richterin Gonzalez Rogers nur vage daran erinnern können, wie genau die neue Regelung zustande kam. Gerichtsdokumente zeigen, dass Apple detaillierte Analysen dazu durchgeführt hat, wie sich externe Käufe auf die Abschlussrate von Transaktionen auswirken. Das Unternehmen hat dabei gezielt untersucht, wie Entwickler zu Apples In-App-Kaufsystem zurückgeführt werden können. Falls das Gericht entscheidet, dass Apple die Absicht des ursprünglichen Urteils umgeht, könnte das Unternehmen gezwungen werden, seine Gebührenstruktur erneut anzupassen oder weitergehende Änderungen vorzunehmen.
App Store: Apple verteidigt seine Gebühren – doch die Kritik bleibt
Für Entwickler bleibt die Nutzung externer Zahlungssysteme durch die 27 %-Gebühr kaum eine attraktive Option. Die minimalen Einsparungen im Vergleich zur 30 %-Gebühr im App Store machen den Wechsel für viele nicht lohnenswert. Apple verteidigt sein Modell mit dem Argument, dass es für Sicherheit und einheitliche Nutzererfahrungen sorgt. Kritiker sehen darin jedoch eine Strategie, um den App Store als Haupteinnahmequelle zu sichern. Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Gericht Apple zu weiteren Änderungen zwingen wird oder ob die 27 %-Regelung bestehen bleibt. Die Diskussion um die Macht des App Stores und den Wettbewerb in der digitalen Wirtschaft ist jedoch noch lange nicht vorbei. (Bild: Apple)
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