Apple stand mal wieder im Fokus der EU-Kommission – diesmal wegen der Einschränkungen bei der Browserwahl auf dem iPhone. Die EU hatte Apple vorgeworfen, den Wettbewerb zu behindern, weil Safari auf iPhones lange als einziger Standardbrowser verwendet werden konnte. Jetzt ist klar: Apple wird keine Geldstrafe zahlen müssen. Das liegt an Änderungen, die das Unternehmen rechtzeitig umgesetzt hat. Hier erfährst du, was passiert ist, wie Apple reagiert hat und was sich für dich als Nutzer in der EU verändert.
Wenn du ein iPhone nutzt, kennst du es wahrscheinlich: Safari ist von Haus aus der Standardbrowser. Auch wenn du Chrome, Firefox oder andere Browser installiert hast, wurden viele Links – etwa in E-Mails oder Nachrichten – weiterhin in Safari geöffnet. Du konntest den Standardbrowser zwar in den Einstellungen ändern, aber das musste manuell passieren und war nicht direkt bei der Einrichtung möglich. Hinzu kam, dass Apple alle Browser-Anbieter gezwungen hat, WebKit zu nutzen – das ist die Rendering-Engine von Safari. Das bedeutete, dass auch Browser wie Chrome oder Firefox auf dem iPhone technisch gesehen keine eigenen Engines nutzen durften. Damit waren sie in ihren Möglichkeiten eingeschränkt, etwa bei Performance oder Features. Die EU hat diese Praxis im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) geprüft. Der Vorwurf: Apple verschafft sich mit Safari einen unlauteren Vorteil und behindert den freien Wettbewerb.
Erste Reaktion von Apple reichte der EU nicht
Apple hatte schon eine erste Änderung vorgenommen: Du konntest in den iOS-Einstellungen einen anderen Standardbrowser auswählen. Aber das reichte der EU nicht. Denn viele Nutzer änderten den Standard nicht – also blieb Safari für die Mehrheit weiterhin voreingestellt. Die EU entschied, dass Apple so immer noch einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz hatte.
Apple kündigt tiefere Änderungen an
Im Januar letzten Jahres kündigte Apple zwei konkrete Maßnahmen an, um die Anforderungen des DMA zu erfüllen:
- Wenn du künftig ein neues iPhone in der EU einrichtest, wirst du direkt gefragt, welchen Browser du als Standard nutzen möchtest. Safari ist dann nur eine Option unter mehreren – und die Liste ist zufällig sortiert.
- Browser-Anbieter dürfen künftig ihre eigenen Engines verwenden. Das heißt: Chrome, Firefox und andere können nun ihre komplette Technologie einsetzen und sind nicht länger auf WebKit beschränkt. Dadurch können sie Funktionen und Leistungen bieten, die sich von Safari unterscheiden.
Diese Änderungen gelten nur für Nutzer in der EU.
Die EU verzichtet auf eine Strafe
Einem Bericht zufolge wird Apple wegen der Browserwahl keine Geldstrafe erhalten. Die EU-Kommission will ihre Untersuchung im Rahmen des Digital Markets Act in der kommenden Woche abschließen. Personen mit direkter Kenntnis des Verfahrens gehen davon aus, dass es keine Maßnahmen gegen Apple geben wird. Damit entgeht Apple einer möglichen Strafe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Bei einem Unternehmen wie Apple wäre das eine enorme Summe gewesen – in Milliardenhöhe. Die EU ist offenbar der Meinung, dass Apple nun alle relevanten Anforderungen erfüllt hat. Das bedeutet: Zumindest in dieser Sache ist das Verfahren abgeschlossen (via Reuters).
Ein anderes Verfahren läuft noch
Ganz durch mit der EU ist Apple aber nicht. Parallel läuft noch eine Untersuchung wegen der sogenannten Anti-Steering-Regeln. Dabei geht es darum, ob Apple App-Entwicklern verbietet, dich als Nutzer direkt zu externen Zahlungsmöglichkeiten zu leiten – also etwa auf eine eigene Website oder ein alternatives Bezahlsystem außerhalb des App Stores. Auch in diesem Fall könnte eine Entscheidung bald folgen. Die Anti-Steering-Regeln stehen schon länger in der Kritik, weil sie die Kontrolle über Zahlungen komplett bei Apple lassen.
In der EU: Neue Optionen bei der iPhone-Ersteinrichtung
Wenn du in der EU ein iPhone nutzt, wirst du künftig bei der Einrichtung gefragt, welchen Browser du als Standard verwenden möchtest. Safari ist dabei nur eine von mehreren Optionen. Zusätzlich können andere Browser jetzt ihre eigenen Web-Engines verwenden. Die Änderungen bringen dir als Nutzer mehr Wahlmöglichkeiten – unabhängig davon, ob du bei Safari bleibst oder etwas anderes ausprobieren möchtest. Apple erfüllt damit die Vorgaben der EU, ohne dass eine Strafe verhängt wird. (Photo by HannaKuprevich / Bigstockphoto)
- iOS 18.4: iPhone-Synchronisierung kommt weiterhin nicht in die EU
- Apple vs. EU: Warum iPhone-Nutzer jetzt das Nachsehen haben