Apple steht unter Druck. Die EU-Kommission hat neue Vorgaben erlassen, die Apple dazu zwingen, zentrale iOS-Funktionen für Geräte anderer Hersteller zu öffnen. Betroffen sind unter anderem Smartwatches, Kopfhörer, GPS-Uhren und Mixed-Reality-Headsets. Bislang war die Nutzung bestimmter Funktionen auf Apple-Hardware beschränkt, doch das soll sich mit iOS 19 und iOS 20 ändern. Apple warnt vor Sicherheitsproblemen, Datenschutzrisiken und einer Verlangsamung der eigenen Innovationen. Die EU sieht das anders und spricht von mehr Wettbewerb und besseren Möglichkeiten für Verbraucher.
Apple verfolgt seit Jahren eine klare Strategie: Ein geschlossenes System, in dem alle Produkte perfekt aufeinander abgestimmt sind. Wer ein iPhone besitzt, kann damit ideal eine Apple Watch, AirPods oder die Vision Pro nutzen. Andere Hersteller haben es schwer, ihre Geräte mit iOS zu integrieren. Das will die EU nicht länger akzeptieren. Sie sieht Apple als “Gatekeeper”, also als Unternehmen mit einer marktbeherrschenden Stellung, und verlangt mehr Offenheit. Die neuen Vorgaben basieren auf dem Digital Markets Act (DMA), einem Gesetz, das große Tech-Konzerne zu mehr Interoperabilität verpflichtet (via EU).
Was Apple jetzt ändern muss
Apple ist gezwungen, zahlreiche iPhone-Funktionen für Drittanbieter zu öffnen. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
Bessere Unterstützung für Smartwatches und Kopfhörer
Bislang konnten nur Apple Watches Benachrichtigungen vom iPhone empfangen und beantworten. Das muss sich ändern. Auch Smartwatches anderer Hersteller sollen diese Funktion nutzen können. Das bedeutet, dass zum Beispiel eine Garmin- oder Samsung-Uhr direkt mit einem iPhone verbunden werden kann, ohne Einschränkungen durch Apple. Ebenso wird das automatische Audio-Switching, das bisher nur mit AirPods funktioniert, für andere Kopfhörer freigegeben. Das erleichtert den nahtlosen Wechsel zwischen iPhone, iPad und Mac – unabhängig vom Hersteller.
Mehr Freiheit für Drittanbieter-Apps
Begleit-Apps für Zubehör von Drittanbietern dürfen künftig länger im Hintergrund laufen. Dadurch können sie aktuelle Daten abrufen und schneller mit den Geräten kommunizieren. Bisher mussten viele Apps sich auf Umwege verlassen, da Apple die Laufzeit im Hintergrund stark begrenzt hat.
Einfachere Verbindungen und Datenaustausch
Apple muss es ermöglichen, dass Geräte ohne Apple-Logo einfacher mit dem iPhone kommunizieren. Dazu gehören:
- WLAN-Direktverbindungen, die eine schnelle Datenübertragung zwischen Geräten ermöglichen
- Automatisches Teilen von WLAN-Passwörtern, ähnlich wie es Apple-Nutzer bereits aus dem eigenen Ökosystem kennen
- Verbesserte Interoperabilität beim Streaming, sodass Inhalte einfacher von einem iPhone auf Geräte anderer Hersteller übertragen werden können
NFC-Zahlungen nicht mehr nur für Apple Pay
Bisher war die Nutzung des NFC-Chips im iPhone für Bezahlvorgänge weitgehend Apple Pay vorbehalten. Auch das muss sich ändern. Andere Anbieter sollen ihre eigenen Zahlungslösungen ohne Einschränkungen durch Apple anbieten können.
Apple muss Schnittstellen bereitstellen – kostenlos
Apple darf für diese neuen Schnittstellen keine Gebühren verlangen. Die EU schreibt vor, dass Apple die notwendigen Frameworks und Dokumentationen unentgeltlich zur Verfügung stellt. Damit sollen andere Unternehmen die gleichen Möglichkeiten erhalten, wie sie Apple für seine eigenen Produkte nutzt.
Zeitplan: Bis wann muss Apple liefern?
Die Vorgaben treten in mehreren Phasen in Kraft:
- Erste Änderungen müssen bereits mit iOS 19 erfolgen. Einige Funktionen müssen genau genommen bis Ende 2025 verfügbar sein.
- Weitere Anpassungen folgen mit iOS 20, vor allem im Bereich NFC-Zahlungen und Media-Casting.
Apple warnt vor Risiken
Apple hat die EU-Entscheidung deutlich kritisiert. Das Unternehmen sieht darin nicht nur eine Einschränkung der eigenen Innovationsfähigkeit, sondern auch potenzielle Sicherheitsrisiken. Ein Hauptkritikpunkt ist der Zugriff auf Benachrichtigungen. Wenn Drittanbieter-Apps diese einsehen dürfen, besteht das Risiko von Datenmissbrauch. Apple betont zwar, dass Nutzer den Zugriff erst erlauben müssen, doch das Unternehmen fürchtet dennoch eine Verwässerung der Sicherheitsstandards. Ein weiteres Problem sieht Apple in der ungleichen Behandlung. Während das Unternehmen seine Produkte an hohe Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen anpassen muss, gelten für viele Wettbewerber weniger strenge Regeln. Dadurch könnte Apple gezwungen sein, Technologien weiterzugeben, ohne dass die Konkurrenz ähnliche Verpflichtungen eingeht. (Photo by Alexey Larionov / Bigstockphoto)
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