Wenn du dich in letzter Zeit gefragt hast, warum Tech-Konzerne plötzlich hektisch ihre Lieferketten anpassen, dann hat das mit Zöllen zu tun. Apple ist da keine Ausnahme. Wegen einer kurzfristigen Entscheidung der US-Regierung musste das Unternehmen schnell handeln, um massive Zusatzkosten zu vermeiden.
Apple hat Premium-Geräte per Luftfracht in die USA bringen lassen, um sie noch vor Inkrafttreten neuer Zölle ins Land zu bekommen. Grund dafür war eine Ankündigung der US-Regierung unter Donald Trump, wonach auf bestimmte Waren aus China Zölle von bis zu 104 Prozent erhoben werden. Vor allem hochpreisige Elektronik ist betroffen. Apple, aber auch Unternehmen wie Microsoft, Dell und Lenovo, haben versucht, ihre Lieferungen noch rechtzeitig durch den Zoll zu bekommen.
Die Zollentscheidung bringt Zeitdruck
Am 9. April traten die neuen Zölle in Kraft. Sie betreffen chinesische Exporte mit einem Gesamtaufschlag von 104 Prozent. Dieser Wert ergibt sich aus mehreren Einzelmaßnahmen: 20 Prozent waren bereits in Kraft, weitere 34 Prozent wurden eine Woche vorher angekündigt, und am Tag vor dem Inkrafttreten kamen nochmals 50 Prozent obendrauf. Auslöser war ein Streit zwischen den USA und China. Die chinesische Regierung hatte sich geweigert, bereits verhängte Gegenzölle auf US-Waren zurückzunehmen. Daraufhin verschärfte die US-Regierung erneut ihre Maßnahmen. Apple und andere Tech-Unternehmen reagierten darauf kurzfristig. Sie forderten ihre Zulieferer auf, möglichst viele Geräte noch vor dem 9. April in die USA zu bringen – per Luftfracht. Das betraf vor allem Premium-Modelle mit einem Preis von über 3.000 Dollar.
Logistische Hürden und Materialknappheit
Die Umsetzung war nicht einfach. Ein leitender Angestellter eines Zulieferers, der unter anderem für Apple, Microsoft und Google arbeitet, sagte, man habe den Auftrag erhalten, so viele Unterhaltungselektronik-Produkte wie möglich zu produzieren und schnell per Flugzeug zu verschicken. Das große Problem: Es fehlten Bauteile und Materialien. Die Lieferketten waren auf den plötzlichen Ansturm nicht vorbereitet. Für die Unternehmen und deren Logistikpartner war das Ganze ein Rennen gegen die Zeit. Alle Zollabfertigungen mussten spätestens am 8. April um Mitternacht (US-Zeit) abgeschlossen sein. Ein internationaler Luftfrachtmanager beschrieb das Vorgehen als echten Wettlauf (via Nikkei).
Apple denkt langfristig: Produktion in Indien
Neben der kurzfristigen Reaktion arbeitet Apple schon länger an einer langfristigen Lösung. Das Unternehmen verlagert zunehmend seine Produktion nach Indien. Dort gelten deutlich niedrigere Zölle, aktuell 26 Prozent statt der 104 Prozent für Produkte aus China. Laut aktuellen Berichten will Apple 2025 etwa die Hälfte der iPhones für den US-Markt aus Indien beziehen. Für das laufende Jahr sind rund 25 Millionen iPhones aus indischer Produktion geplant. Das würde Apple unabhängiger von der Produktion in China machen und die Risiken durch politische Entscheidungen reduzieren.
Auswirkungen auf den Aktienkurs
Die Zölle und die Unsicherheit rund um die Lieferketten haben auch Auswirkungen auf den Aktienkurs von Apple. Seit der Ankündigung der neuen Zölle ist der Kurs um fast 23 Prozent gefallen. Anleger machen sich Sorgen um mögliche Gewinneinbrüche und die Stabilität der globalen Lieferkette. Während Trumps erster Amtszeit hatte Apple-CEO Tim Cook noch erfolgreich Ausnahmeregelungen für Apple-Geräte durchgesetzt. Dieses Mal scheint die Lage schwieriger. Apple verfolgt jetzt eine Doppelstrategie: kurzfristig logistische Anpassungen, langfristig politische und strukturelle Lösungen.
Apple reagiert schnell – und denkt langfristig
Apple hat mit einer schnellen Reaktion versucht, massive Zusatzkosten durch neue US-Zölle zu vermeiden. Die Luftfrachtaktion in letzter Minute zeigt, wie stark politische Entscheidungen die globale Tech-Branche beeinflussen können. Gleichzeitig macht Apple ernst mit seiner Strategie, unabhängiger von China zu werden – vor allem durch den Ausbau der Produktion in Indien. (Photo by Soos Jozsef / Bigstockphoto)
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