Eine „lockere“ Auslegung von Apples Datenschutzrichtlinien erlaubt es Apps wie Facebook und Snapchat, Nutzer für gezielte Werbung weiter zu verfolgen, auch wenn sie sich gegen das Tracking entschieden haben. Das berichtet nun die Financial Times.
Im Mai führte Apple die Funktion App-Tracking-Transparenz ein, die es Nutzern ermöglicht, das Tracking durch Apps und Websites zu Werbezwecken abzulehnen. Sieben Monate nachdem Apple die Funktion eingeführt hatte, dürfen Unternehmen wie Snapchat und Facebook angeblich weiterhin „Signale“ von iPhones auf Nutzerebene weitergeben, vorausgesetzt, die Daten sind anonymisiert und aggregiert und nicht direkt mit bestimmten Nutzerprofilen verknüpft. Die Financial Times berichtet, dass Apples Position das Ergebnis einer „uneingestandenen Veränderung ist, die es den Unternehmen erlaubt, eine viel lockerere Interpretation der umstrittenen Datenschutzrichtlinien zu befolgen“. Apple hat die Entwickler angewiesen, dass sie „keine Daten von einem Gerät ableiten dürfen, um es eindeutig zu identifizieren“, was von den Entwicklern so interpretiert wurde, dass sie stattdessen „Signale“ und Verhaltensweisen von Gruppen von Nutzern beobachten können, damit diesen Gruppen trotzdem maßgeschneiderte Werbung angezeigt werden kann.
App-Tracking auf iOS geht weiter
Apple hat diese Techniken nicht ausdrücklich gebilligt. Doch sie ermöglichen es Dritten, Gruppen von Nutzern zu verfolgen und zu analysieren, unabhängig davon, ob sie ihre Zustimmung zum Tracking auf Nutzerebene gegeben haben oder nicht. Die Investoren von Snapchat erfuhren, dass das Unternehmen plant, die Daten seiner 306 Millionen Nutzer mit Werbetreibenden zu teilen, einschließlich derer, die die App gebeten haben, sie nicht zu verfolgen, damit sie einen „vollständigeren Echtzeit-Überblick“ über den Erfolg von Werbekampagnen erhalten. Auch Facebook unternimmt „mehrjährige Anstrengungen“, um die Werbeinfrastruktur „mit mehr aggregierten oder anonymisierten Daten“ umzubauen, so der Chef des Unternehmens. Im Juni wurde Apple unter Druck gesetzt, die Regeln für die App-Tracking-Transparenz zu verschärfen, nachdem festgestellt worden war, dass Dritte Umgehungsmöglichkeiten nutzen, um Nutzer zu identifizieren, die nicht damit einverstanden sind, dass sie getrackt werden. Doch es gab keine Änderungen in Bezug auf lockerere „probabilistische“ Methoden der Nutzeridentifizierung. (Photo by yalcin.sonat / Bigstockphoto)