Apple könnte in China ein ernsthaftes kartellrechtliches Problem bekommen. Die chinesische Marktaufsichtsbehörde (SAMR) prüft Apples App Store Richtlinien und die Gebühren für Entwickler. Insbesondere die 30-prozentige Provision auf In-App-Käufe sowie das Verbot externer Zahlungsdienste stehen im Fokus der Untersuchung. Falls Apple sich weigert, Änderungen vorzunehmen, könnte die Regierung ein offizielles Kartellverfahren einleiten. Die Vorwürfe kommen inmitten zunehmender geopolitischer Spannungen zwischen China und den USA und könnten weitreichende Konsequenzen für das Unternehmen haben.
Apple ist in China ein wichtiger Akteur, sowohl als Smartphone-Anbieter als auch als Arbeitgeber in der Fertigungsindustrie. Doch der Markt verändert sich. Chinesische Unternehmen wie Huawei holen auf und die Regierung setzt verstärkt auf eigene Technologien. Gleichzeitig wächst der Druck auf internationale Konzerne, sich an lokale Vorschriften anzupassen. Während Apple in anderen Ländern bereits Regulierungsmaßnahmen akzeptieren musste, könnte China das nächste große Problem für den Konzern werden.
Warum ermittelt die chinesische Kartellbehörde gegen Apple?
Seit letztem Jahr führt die SAMR Gespräche mit Apple, um die Geschäftspraktiken des App Stores zu prüfen (via Bloomberg). Dabei stehen zwei Hauptkritikpunkte im Mittelpunkt:
- Die 30 % Gebühr für In-App-Käufe: Apple verlangt, dass alle digitalen Käufe in Apps über sein eigenes Bezahlsystem abgewickelt werden. Dabei behält das Unternehmen eine Provision von 30 % ein. Diese Gebühr ist weltweit umstritten, in China jedoch besonders, da viele Entwickler auf günstige Preise angewiesen sind, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
- Verbot von Drittanbieter-App-Stores und alternativen Zahlungsmethoden: Apple erlaubt keine alternativen App-Stores und zwingt Entwickler, ihr Bezahlsystem zu nutzen. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, den Wettbewerb zu unterdrücken und chinesische Verbraucher zu benachteiligen.
Spannungen mit Tencent und ByteDance
Die Untersuchung hat ihren Ursprung in einem langwierigen Konflikt zwischen Apple und großen chinesischen Technologiekonzernen wie Tencent und ByteDance. Beide Unternehmen betreiben extrem populäre Apps in China, darunter WeChat und TikTok. Apple soll in den letzten Monaten verstärkten Druck auf diese Firmen ausgeübt haben, um Schlupflöcher zu schließen, mit denen die 30-Prozent-Gebühr umgangen wurde. Berichten zufolge wurden Änderungen an beliebten Apps erzwungen, um sicherzustellen, dass Apple die volle Provision erhält. Die chinesischen Behörden scheinen sich nun die Frage zu stellen, ob Apples Vorgehen mit dem lokalen Wettbewerbsrecht vereinbar ist.
Ein politisch heikles Umfeld für Apple
Die Ermittlungen gegen Apple erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem sich die wirtschaftlichen Spannungen zwischen China und den USA verschärfen. Erst kürzlich hat die chinesische Regierung eine formelle Untersuchung gegen Google eingeleitet – unmittelbar nachdem neue US-Zölle auf chinesische Waren in Kraft getreten sind. Apple befindet sich in einer besonders heiklen Position, da China sowohl einer der größten Absatzmärkte als auch der wichtigste Produktionsstandort für das Unternehmen ist. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz durch lokale Hersteller, allen voran Huawei, die mit neuen Smartphone-Modellen immer mehr Marktanteile gewinnen. Bereits im Weihnachtsquartal musste Apple in China einen Umsatzrückgang von 11 % hinnehmen. Eine formelle Kartellklage könnte die Lage weiter verschärfen und den Marktzugang erschweren.
Was passiert, wenn Apple keine Änderungen vornimmt?
Sollte Apple an seiner aktuellen Strategie festhalten und keine Änderungen vornehmen, könnte die SAMR eine offizielle Untersuchung einleiten. In anderen Ländern hat das Unternehmen bereits Anpassungen vorgenommen, um Regulierungsstrafen zu vermeiden – etwa in der EU, wo alternative App-Stores künftig erlaubt werden müssen. In China könnten die Konsequenzen jedoch schwerwiegender sein. Mögliche Szenarien sind:
- Strafen und regulatorische Auflagen: Apple könnte gezwungen werden, die App-Store-Gebühren zu senken oder alternative Zahlungsmethoden zuzulassen.
- Umsatzeinbußen: Sollte die chinesische Regierung Maßnahmen ergreifen, könnten weniger Entwickler bereit sein, mit Apple zu arbeiten. Das könnte zu weiteren Umsatzverlusten führen.
- Produktionsrisiken: Falls die Spannungen zwischen China und den USA eskalieren, könnte Apple langfristig gezwungen sein, Teile seiner Produktion aus China abzuziehen.
Apple in China: Wie geht es weiter?
Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich Apples Position in China entwickelt. Bisher gibt es keine offiziellen Aussagen von Apple zu den Ermittlungen. Sollte das Unternehmen jedoch versuchen, die aktuellen Regeln beizubehalten, könnte es in eine direkte Konfrontation mit den chinesischen Behörden geraten. In der Vergangenheit hat Apple gezeigt, dass es bereit ist, sich anzupassen, wenn der regulatorische Druck zu hoch wird. Ob das auch in China der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. (Photo by nikkimeel / Bigstockphoto)
- AppleCare+ Preiserhöhung in den USA – folgt Deutschland?
- Apple fights against Google lawsuit – without success?
- Apple under pressure: Stricter controls threatened in Germany