Es ist wieder mal soweit. Apple werden einmal mehr wettbewerbswidrige Geschäftspraktiken vorgeworfen. Das Pikante dabei – die AirTags wurden noch nicht einmal offiziell vorgestellt.
Was sind AirTags? Wer oder was ist Tile? Hier eine kurze Erklärung: Bei Tile handelt es sich um kleine Bluetooth-Tracker, die an Handtaschen, Jacken, Geldbeuteln oder sonstigem angebracht werden, um diese bei Verlust wiederzufinden. Apple AirTags sind im Prinzip das gleiche – nur deutlich besser. Sie verfügen über mehr Features und sind natürlich besser in Apples Ökosystem integriert. Das Produkt wurde allerdings noch nicht offiziell vorgestellt, die bisherigen Informationen sowie ihre Funktionsweise wurde durch einige Leaks aus früheren iOS 13 Versionen enthüllt. Eine Verlinkung zum Artikel „AirTags – Das wissen wir über Apples neues Produkt“ findet ihr am Ende dieses Artikels. Nun zum eigentlichen.
Kein Zugang zu Apples Hardware
Tile zeigt sich natürlich schon jetzt besorgt um die Zukunft des eigenen Produkts und versucht nun über den US-Kongress gegen Apples AirTags anzukämpfen. Der Vorwurf: wettbewerbswidrige Geschäftspraktiken, da Tile keinen Zugang zu Apples Hardware erhält. Demnach stützt sich der Hersteller auf bisherige Leaks und verlangt Zugang zu Apples Hardware, um das eigene Produkt bestmöglich in Apples Ökosystem integrieren zu können, um so konkurrenzfähig zu bleiben.
Der Vorwurf ist nicht neu
Im Laufe des letzten Jahres haben die Bedenken über wettbewerbswidrige Geschäftspraktiken durch Apple erheblich zugenommen. So schreibt etwa 9to5mac Autor Ben Lovejoy:
Zusätzlich zu den Anhörungen im Kongress hat das Justizministerium eine eigene Untersuchung gestartet. Die Federal Trade Commission untersucht die Rechtmäßigkeit eines Deals zwischen Apple und Amazon; eine Reihe von US-Bundesstaaten führen umfangreiche eigene kartellrechtliche Untersuchungen durch; es gibt eine Reihe von Fällen in anderen Ländern und eine Reihe von Klagen.
Ben Lovejoy, 9to5mac
Tiles Aussage vor dem Kongress
The Verge Journalist Nilay Patel war bei der Anhörung im Kongress anwesend und konnte dabei einige Passagen der Erklärung seitens Tile via Twitter veröffentlichen. Dem Tracking-Hersteller zufolge würde Apple andere Unternehmen daran hindern, die gleichen Softwareintegrationen vorzunehmen wie Apple selbst. Dies würde die allgemeine Benutzererfahrung senken. Als Beispiel wurde dabei die aktuelle iPhone Generation aufgezeigt. So ist es Tile-Produkten nicht erlaubt, auf die UWB-Schnittstelle des iPhone 11, iPhone 11 Pro und iPhone 11 Pro Max zuzugreifen – ein Feature, das die AirTags erhalten werden. Doch damit nicht genug. Tile erinnert an den ersten AirTag-Leak durch 9to5mac Redakteur Guilhermo Rambo und dessen Folgen. Kurz nachdem der Leak publik wurde, soll Apple die Produkte von Tile aus den eigenen Stores entfernt haben.
Apple äußert sich zu den Anschuldigungen
Doch Apple hat sich bereits zu dem neuesten Vorwurf geäußert. Das Statement wurde dabei direkt an Kif Leswing von CNBC überreicht. Darin heißt es:
Apple entwickelt seine Hardware, Software und Anwendungen auf Systemebene um die Privatsphäre der Benutzer zu schützen und die besten Produkte und das beste Ökosystem der Welt anzubieten. Apple hat kein Geschäftsmodell aufgebaut, bei dem es darum geht, den Standort eines Kunden oder den Standort seines Geräts zu kennen.
Bei der Einrichtung eines neuen Geräts können Benutzer die Location Services aktivieren, um ein verlorenes oder verlegtes Gerät mit Find My iPhone zu finden, einer App, auf die sich Benutzer seit 2010 verlassen können. Kunden haben die Kontrolle über ihre Standortdaten einschließlich des Standorts ihres Geräts. Wenn ein Benutzer diese Funktionen nicht aktivieren möchte, gibt es eine klare, leicht verständliche Einstellung, bei der er genau auswählen kann, welche Standortservices er aktivieren oder deaktivieren möchte.
In Bezug auf Apps von Drittanbietern haben wir den App Store mit zwei Zielen entwickelt: Er soll ein sicherer und vertrauenswürdiger Ort für Kunden sein, um Apps zu entdecken und herunterzuladen und eine großartige Geschäftsmöglichkeit für Entwickler. Wir arbeiten kontinuierlich mit den Entwicklern zusammen und nehmen ihr Feedback auf, um die Privatsphäre der Benutzer zu schützen und gleichzeitig die Tools bereitzustellen, die Entwickler benötigen, um die besten Erfahrungen mit Apps zu machen.
Wir arbeiten derzeit mit Entwicklern zusammen, die daran interessiert sind, die „Always Allow“-Funktionalität zu aktivieren, um diese Funktion zum Zeitpunkt der Einrichtung in einem zukünftigen Software-Update zu aktivieren.
Apple
Ob Tile am Ende mit diesem Schritt etwas bewirken und Erfolg haben wird bleibt vorerst offen. Klar ist eins – obwohl der Fall die Apple Welt schon jetzt spaltet, die Reaktion auf ein bislang unveröffentlichtes Apple Produkt ist trotzdem spannend. (Bild: Tile)