Apple steht vor einer großen Herausforderung. Die US-Regierung plant hohe Importzölle auf Waren aus zahlreichen Ländern – und das könnte Apple teuer zu stehen kommen. Weil die Produkte des Unternehmens fast ausschließlich im Ausland gefertigt werden, ist Apple besonders betroffen. Ein Bericht von Bloomberg-Reporter Mark Gurman zeigt, wie das Unternehmen versuchen könnte, die Folgen abzufedern.
Die Trump-Administration hat vergangene Woche einen weitreichenden Zollplan angekündigt. Dieser betrifft Importe aus fast allen Ländern außerhalb der USA – mit teils drastischen Aufschlägen. Für Apple ist das ein echtes Problem, denn ein Großteil der Produktion findet in China, Indien und Vietnam statt. Die Apple-Aktie reagierte direkt: rund zehn Prozent ging es nach unten. Gurman hat mehrere Ansätze zusammengetragen, mit denen Apple versuchen könnte, die Auswirkungen dieser Zölle zu minimieren. Dabei geht es um Lieferketten, Preisgestaltung und auch um politische Kontakte.
Was die neuen Zölle bedeuten
Die geplanten Zölle sollen am Mittwoch, dem 9. April, in Kraft treten. Sie sehen unter anderem folgende Aufschläge vor:
- China: 54 Prozent
- Indien: 26 Prozent
- Vietnam: 46 Prozent
Weitere Länder sind ebenfalls betroffen, teilweise mit noch höheren Zollsätzen. Für ein Unternehmen wie Apple, das stark auf internationale Produktion angewiesen ist, bedeutet das enorme Mehrkosten.
Ein Beispiel: Seit dem iPhone X von 2017 liegt der Startpreis der teureren iPhone-Modelle bei 999 US-Dollar in den USA. Daran hat Apple bislang nicht gerüttelt. Auch bei vielen anderen Geräten gab es in den letzten Jahren kaum Preisänderungen. Die neuen Zölle könnten das ändern.
Was Apple tun will, um gegenzusteuern
Apple ist offenbar nicht tatenlos. Laut Gurman gibt es eine ganze Reihe an Maßnahmen, die entweder schon laufen oder geplant sind.
- Erstens übt Apple Druck auf Zulieferer und Produzenten aus, günstigere Preise anzubieten. Ziel ist es, die gestiegenen Importkosten durch niedrigere Herstellungskosten zu kompensieren.
- Zweitens könnte Apple bereit sein, einen Teil der zusätzlichen Kosten selbst zu übernehmen. Die durchschnittliche Gewinnmarge des Unternehmens liegt bei etwa 45 Prozent. Damit gibt es theoretisch etwas Puffer, um kurzfristig höhere Kosten abzufangen, ohne gleich die Preise zu erhöhen.
- Drittens sind kurzfristige Preisanpassungen nicht ausgeschlossen. Apple könnte zum Beispiel bestimmte Modelle geringfügig verteuern oder Preisnachlässe gezielt reduzieren, um Verluste abzufedern. Das Unternehmen befindet sich laut Gurman aktuell im „Bewertungsmodus“.
- Viertens plant Apple, seine Lieferkette stärker zu diversifizieren. Das bedeutet konkret: weg von China, hin zu anderen Produktionsländern. Indien und Vietnam wären Kandidaten, aber auch sie sind von Zöllen betroffen – wenn auch etwas weniger stark. Eine Fertigung in den USA steht laut aktuellen Einschätzungen nicht zur Diskussion.
Lagerbestände als kurzfristiger Puffer
Ein weiterer Punkt: Apple hat in den letzten Monaten seine Lagerbestände in den USA massiv aufgestockt. Produkte, die sich bereits im Land befinden, sind von den neuen Zöllen nicht betroffen. So kann Apple noch eine Weile Geräte zu den aktuellen Preisen verkaufen – möglicherweise bis zum nächsten iPhone-Launch im September. Der Nachteil dieser Taktik: Wenn Apple später doch die Preise anzieht, könnte das stärker auffallen – vor allem, wenn gleichzeitig neue Geräte vorgestellt werden. Gurman merkt an, dass Apple ungern den Eindruck erwecken möchte, Preissteigerungen seien die wichtigste Neuerung bei der nächsten Produktgeneration (via Bloomberg).
Verhandlungen im Hintergrund
Tim Cook hat sich in der Vergangenheit aktiv für Ausnahmeregelungen eingesetzt – und nicht ohne Erfolg. Auch diesmal könnte Apple versuchen, politische Wege zu nutzen, um Sonderregelungen zu erreichen. Offiziell bestätigt ist das nicht, aber ausgeschlossen ist es ebenfalls nicht.
Wie Apple auf die Zollkrise reagiert
Apple steht unter Druck. Die neuen US-Zölle stellen ein echtes Risiko für die Preisstruktur und die Marge des Unternehmens dar. Gleichzeitig zeigt der Konzern aber auch, dass er mehrere Strategien vorbereitet hat, um die Folgen möglichst gering zu halten. Dazu gehören Verhandlungen mit Zulieferern, vorübergehende Preisstrategien, eine Diversifizierung der Lieferkette und der gezielte Aufbau von Lagerbeständen in den USA. Was das für dich als Käufer bedeutet: Kurzfristig dürften die Preise stabil bleiben, zumindest bei Produkten, die bereits im Land sind. Wie sich die Lage mittelfristig entwickelt, hängt davon ab, wie erfolgreich Apple mit seinen Maßnahmen ist – und ob politische Verhandlungen vielleicht doch noch eine Wende bringen. (Photo by Unsplash / Artem Horovenko)
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