Apple hat mit dem Game Porting Toolkit (GPTK) ein Werkzeug geschaffen, das Entwicklern die Portierung von Spielen auf macOS erleichtern soll. Doch laut Nat Brown, einem ehemaligen Apple-Softwareingenieur, reicht das nicht aus. Die größte Hürde für den Erfolg von Mac-Spielen ist nicht die Hardware, sondern fehlende Software-Optimierung, mangelnde Entwicklerunterstützung und eine unklare Strategie von Apple. Das Unternehmen müsste sich stärker als ernsthafte Spieleplattform positionieren, um mehr Studios für den Mac zu gewinnen.
Macs sind bekannt für ihre hohe Verarbeitungsqualität, starke Hardware und reibungsloses Zusammenspiel von Software und Systemkomponenten. Doch beim Gaming hinkt macOS deutlich hinter Windows her. Viele Entwickler zögern, Spiele für den Mac zu optimieren oder gar exklusiv dafür zu entwickeln. Apple hat mit dem Game Porting Toolkit eine Lösung geschaffen, um das zu ändern, doch es gibt noch viele Herausforderungen. Die wichtigsten Probleme liegen in der fehlenden Entwicklerunterstützung, der Komplexität der Portierungsschichten und Apples Zurückhaltung im Gaming-Marketing.
Hardware war nie das Hauptproblem
Lange Zeit galt die Annahme, dass Macs für Gaming ungeeignet seien, weil die Hardware nicht leistungsfähig genug sei. Nat Brown widerspricht dieser Einschätzung. Während seiner Zeit bei Valve hatte er Zugang zu Daten, die zeigten, dass das Problem nicht an der Hardware lag, sondern an nicht optimierten Inhalten. Apple verwendete damals dieselbe Intel-Hardware wie Windows-Notebooks, doch Mac-Spiele liefen oft schlechter. Ein häufiges Problem war die fehlende Anpassung an macOS. Viele Spiele wurden in voller Auflösung auf Retina-Displays ausgeführt, was die Hardware stark beanspruchte. Entwickler waren sich oft nicht bewusst, dass eine einfache Reduzierung der Auflösung bereits enorme Leistungssteigerungen bringen könnte. Die wahre Hürde war also nicht die Hardware, sondern die Art und Weise, wie Spiele für den Mac entwickelt oder portiert wurden. Viele Entwickler passten ihre Spiele nicht für Metal an, Apples eigene Grafik-API, und nutzten stattdessen OpenGL oder andere Abstraktionsschichten, die nicht optimal auf Mac-Hardware liefen.
Das Game Porting Toolkit ist nur ein erster Schritt
Mit dem Game Porting Toolkit hat Apple eine Möglichkeit geschaffen, Windows-Spiele auf macOS zu bringen. Doch dieses Toolkit ist keine endgültige Lösung, sondern eher eine Brücke für Entwickler. Es nutzt Abstraktionsschichten, um Kompatibilitätsprobleme zu überbrücken, doch genau das führt zu neuen Herausforderungen. Ein zentrales Problem ist, dass moderne Spiele-Engines wie Unreal Engine und Unity mehrere Schichten an Code, Plugins und Grafikbibliotheken enthalten. Diese zusätzlichen Komponenten erschweren die Portierung, da das Toolkit viele dieser Ebenen interpretieren muss. Besonders benutzerdefinierte Shader und Grafikfunktionen machen es schwer, die Spiele performant auf macOS zum Laufen zu bringen.
Warum einige Spiele auf dem Mac schlechter laufen als auf dem PC
Ein weiteres Problem ist die Leistung. Einige Spiele, die über das Game Porting Toolkit laufen, zeigen deutliche Performance-Einbrüche. Brown nennt ein Beispiel, in dem bestimmte Grafikeffekte wie Ambient Occlusion oder Post-Processing-Effekte die Geschwindigkeit eines Spiels drastisch verringerten. Auf einem Windows-PC mit einer leistungsstarken Grafikkarte ist das kein großes Problem, doch die Architektur von Apple Silicon basiert auf einer kachelbasierten Grafikberechnung, die mit solchen Effekten nicht effizient umgehen kann.
Fehlendes Entwickler-Ökosystem für Metal
Ein großes Hindernis für den Erfolg von Mac-Spielen ist, dass es nur wenige Entwickler gibt, die sich gut mit Apples Grafik-API Metal auskennen. Im Vergleich zu DirectX oder Vulkan gibt es kaum erfahrene Grafikprogrammierer, die für macOS optimieren können. Da die meisten Spiele-Engines auf DirectX ausgerichtet sind, ist der Aufwand hoch, ein Spiel für Metal umzuschreiben oder zu optimieren. Brown kritisiert, dass Apple zu wenig tut, um Entwicklern die Arbeit zu erleichtern. Er nennt mehrere konkrete Schwächen des Game Porting Toolkits:
- Es gibt keine Unterstützung für Visual Studio, was bedeutet, dass Entwickler ihre bestehenden Projekte nicht einfach in Xcode übernehmen können.
- Es fehlen Funktionen zur Integration in automatisierte Entwicklungsprozesse (Continuous Integration), was große Studios vor Herausforderungen stellt.
- Es gibt keine speziellen Werkzeuge, um Spiele für macOS effizienter zu optimieren.
Für große Spielefirmen bedeutet das, dass es schlicht zu aufwendig ist, eine Mac-Version zu entwickeln, da es kaum Entwickler mit Metal-Erfahrung gibt und keine passenden Tools existieren, um den Prozess zu vereinfachen.
Apple kommuniziert nicht klar genug mit der Spieleindustrie
Neben den technischen Herausforderungen kritisiert Brown, dass Apple sich nicht eindeutig als Spieleplattform positioniert. Während Unternehmen wie Microsoft und Sony gezielt mit Entwicklern zusammenarbeiten, exklusive Deals abschließen und große Marketingkampagnen für Spiele starten, bleibt Apple in dieser Hinsicht passiv. Apple setzt darauf, dass Entwickler von selbst erkennen, dass der Mac ein lukrativer Markt sein könnte. Doch für viele Studios ist das Risiko zu hoch, in eine Plattform zu investieren, die sich bisher nicht als Gaming-freundlich bewiesen hat. Ein gutes Beispiel für Apples schwache Gaming-Strategie ist die Präsentation des iPhone 16. In einem Werbespot wurde das Spiel Honkai Star Rail gezeigt – doch so unscheinbar, dass kaum jemand bemerkte, welches Spiel eigentlich beworben wurde. Während Microsoft oder Sony in ihren Werbespots das Gameplay und die Spiele in den Vordergrund stellen, vermarktet Apple meist nur die eigenen Geräte.
Was Apple tun muss, um Mac-Gaming voranzubringen
Brown sieht mehrere Möglichkeiten, wie Apple den Gaming-Bereich verbessern könnte:
- Bessere Entwickler-Tools: Das Game Porting Toolkit müsste weiter ausgebaut werden, um den Portierungsprozess einfacher zu machen. Unterstützung für Visual Studio und eine bessere Integration in Entwicklungsumgebungen wären essenziell.
- Mehr Metal-Expertise schaffen: Apple könnte gezielt Programme und Schulungen anbieten, um mehr Entwickler mit Metal vertraut zu machen. Ein größeres Entwickler-Ökosystem könnte langfristig helfen, mehr native Mac-Spiele zu ermöglichen.
- Finanzielle Anreize für Entwickler: Exklusive Deals oder finanzielle Unterstützung könnten Studios ermutigen, Spiele für den Mac zu entwickeln. Microsoft hat mit Xbox Game Pass gezeigt, dass gezielte Investitionen helfen können, neue Spiele auf eine Plattform zu bringen.
- Klarere Kommunikation und Marketing: Apple müsste sich stärker als Gaming-Plattform positionieren und klar signalisieren, dass Spiele auf dem Mac eine Priorität sind. Co-Marketing mit Spieleherstellern, exklusive Partnerschaften oder ein eigenes Gaming-Event könnten dabei helfen.
Game Porting Toolkit reicht nicht aus: Apple muss nachlegen
Das Game Porting Toolkit ist ein wichtiger Schritt, aber alleine nicht genug. Apple hat die technische Grundlage geschaffen, um mehr Spiele auf den Mac zu bringen, doch ohne ein besseres Entwickler-Ökosystem, gezielte Investitionen und eine klarere Gaming-Strategie wird sich daran wenig ändern. Solange Apple nicht aktiv in die Spieleindustrie investiert, bleibt Mac-Gaming ein Nischenmarkt. Mit den richtigen Maßnahmen könnte sich das ändern, doch bisher bleibt unklar, ob Apple diese Chance wirklich nutzen will. (Bild: Apple)
- MacBook Air M4: Vier spannende Neuerungen im Detail
- Assassin’s Creed Shadows erscheint am 20. März für den Mac