Apple hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 alle Produkte klimaneutral zu machen. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg war die Vorstellung der Apple Watch Series 9, SE und Ultra 2 im Jahr 2023. Das Unternehmen bewarb diese Modelle als seine ersten klimaneutralen Produkte. Doch jetzt sieht sich Apple mit einer Klage konfrontiert. Käufer der Uhren werfen dem Konzern vor, dass die Klimaneutralität nicht so gegeben ist, wie es Apple behauptet. Sie sprechen von einer irreführenden Werbestrategie und fordern Konsequenzen.
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema, besonders in der Technikbranche. Immer mehr Unternehmen versuchen, ihre Produkte umweltfreundlicher zu gestalten, um sowohl den gesetzlichen Vorgaben als auch den Erwartungen der Verbraucher gerecht zu werden. Apple zählt zu den Vorreitern in diesem Bereich und wirbt stark mit seiner Klimastrategie. Doch wie verlässlich sind solche Aussagen? Und was bedeutet „klimaneutral“ überhaupt? Die Klage gegen Apple könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, mehr Transparenz in die Diskussion um nachhaltige Technikprodukte zu bringen.
Die Klage gegen Apple: Vorwürfe der Käufer
Eine Gruppe von sieben Käufern hat Apple verklagt. Die Klage wurde am Bundesgericht in San Jose, Kalifornien, eingereicht. Die Kläger kommen aus Kalifornien, Florida und Washington D.C. und argumentieren, dass sie die Apple Watch Series 9, SE oder Ultra 2 nicht oder nur zu einem geringeren Preis gekauft hätten, wenn sie von der Wahrheit gewusst hätten. Ihrer Meinung nach hat Apple die Kunden durch falsche und irreführende Behauptungen über die Klimaneutralität der Uhren getäuscht. Laut der Klage basiert Apples Behauptung zur Klimaneutralität auf zwei Hauptaspekten: einer Reduzierung der Emissionen in der Produktion und dem Kauf von CO₂-Kompensationen. Die Kläger zweifeln vor allem Letzteres an. Sie argumentieren, dass zwei der CO₂-Kompensationsprojekte, auf die Apple sich stützt, keine „echten“ Emissionsreduktionen erbracht haben.
Die fraglichen Klimaprojekte
Die Klage benennt zwei konkrete Klimaschutzprojekte, auf die Apple sich beruft:
- Das Chyulu Hills Projekt in Kenia
- Das Guinan-Projekt in China
Die Kläger behaupten, dass diese Projekte nicht als CO₂-Ausgleichsmaßnahmen für Apple geeignet sind. Der Grund: Die Emissionseinsparungen durch diese Projekte wären laut ihnen auch ohne Apples Unterstützung oder Beteiligung erfolgt. Somit könne Apple nicht glaubhaft behaupten, durch diese Projekte seine Emissionen zu kompensieren. In der Klage heißt es dazu:
Da Apples Behauptungen zur Klimaneutralität auf der Wirksamkeit und Legitimität dieser Projekte beruhen, sind Apples Behauptungen zur Klimaneutralität falsch und irreführend.
Die Kläger fordern nicht nur Schadensersatz von Apple, sondern auch eine gerichtliche Verfügung, die Apple untersagen soll, weiterhin den Begriff „klimaneutral“ für seine Produkte zu verwenden, so Reuters.
Was bedeutet eigentlich klimaneutral?
Der Begriff „klimaneutral“ ist rechtlich nicht eindeutig definiert und wird von Unternehmen unterschiedlich interpretiert. In den meisten Fällen bedeutet er nicht, dass ein Produkt keinerlei CO₂-Emissionen verursacht, sondern dass diese durch Maßnahmen wie CO₂-Kompensationen ausgeglichen werden. Das geschieht oft durch Projekte, die beispielsweise Bäume pflanzen oder erneuerbare Energien fördern. Kritiker bemängeln jedoch, dass viele dieser Projekte nicht den gewünschten Effekt haben. Besonders problematisch sind Projekte, die ohnehin existieren und keine zusätzlichen Emissionseinsparungen bewirken. Wenn Unternehmen solche Projekte nutzen, um ihre Emissionen auszugleichen, könnte das als Greenwashing bezeichnet werden – also als bewusste Irreführung der Verbraucher durch übertriebene Umweltversprechen.
Apples weitere „klimaneutrale“ Produkte
Die Apple Watch war nicht das einzige Produkt, das Apple als klimaneutral beworben hat. Seit 2024 hat das Unternehmen auch den M4 Mac mini als ersten klimaneutralen Mac eingeführt. Zudem wurde mit der Apple Watch Series 10 die Reihe der klimaneutralen Uhren erweitert. Nach der aktuellen Klage stellt sich jedoch die Frage, ob auch diese Produkte genauer unter die Lupe genommen werden sollten. Wenn Apples CO₂-Kompensationen fragwürdig sind, dann könnte die gesamte Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens auf wackligen Beinen stehen.
Welche Auswirkungen könnte die Klage haben?
Sollte Apple tatsächlich irreführende Angaben gemacht haben, könnte das weitreichende Konsequenzen haben. Neben möglichen Strafzahlungen würde das Vertrauen der Verbraucher in Apples Nachhaltigkeitsstrategie erheblich leiden. Zudem könnte die Klage ein Signal für andere Unternehmen sein, ihre Klimaversprechen genauer zu prüfen. Falls Apple gezwungen wird, den Begriff „klimaneutral“ nicht mehr zu verwenden, könnte das auch Einfluss auf die Vermarktung anderer nachhaltiger Produkte haben. Unternehmen müssten dann transparenter machen, wie genau sie Emissionen einsparen oder ausgleichen.
Klimaneutralität als Streitpunkt: Was bedeutet der Prozess für Apple?
Die Klage gegen Apple zeigt, dass Verbraucher immer kritischer hinterfragen, ob große Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsversprechen einhalten. Besonders in der Technikbranche gibt es viele Greenwashing-Vorwürfe. Apple steht nun vor der Herausforderung, nachzuweisen, dass die Klimaneutralität seiner Produkte tatsächlich den beworbenen Standards entspricht. Ob Apple sich vor Gericht verteidigen kann oder seine Strategie überarbeiten muss, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Diskussion über Klimaneutralität und CO₂-Kompensation ist längst nicht beendet. (Bild: Apple)
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