Apple hat auf eine australische Kartellbeschwerde reagiert und behauptet, dass es für iOS-Entwickler bereits möglich ist, den App Store zu umgehen.
Apple erklärt, dass Entwickler das Web nutzen können, um Dienste wie Abonnements zu verkaufen. Amüsanterweise behauptet das Unternehmen weiter, dass progressive Web-Anwendungen eine brauchbare Alternative zu iOS-Apps sind. Im Zuge dessen hat das Unternehmen darum gebeten, eine australische Klage wegen einer Formalität zu stoppen.
Der Streit zwischen Epic Games und Apple ist nicht der David-gegen-Goliath-Kampf, so das Unternehmen aus Cupertino: Es sei vielmehr ein Kampf zweier Goliaths. Apple bat dabei ein australisches Gericht, gegen einen Prozess in dem Land zu stimmen, mit dem Argument, dass Epic Bedingungen zugestimmt hat, die klar besagen, dass alle rechtlichen Herausforderungen in Kalifornien geregelt werden müssen.
Apple: „Der App Store ist nicht der dominanteste App-Marktplatz“
Im Zuge dessen entdeckte ZDNet eine weitere Mitteilung, in der Apple eine viel substanziellere Verteidigung darlegte. Aus dem Bericht geht hervor:
Apple hat auf die Untersuchung der australischen Verbraucheraufsichtsbehörde zu App-Marktplätzen reagiert. Diesmal weist es die Charakterisierung zurück, dass der Apple App Store der dominanteste App-Marktplatz ist und behauptet, dass es andere Optionen für iOS-Nutzer gibt, wie z.B. den Gang auf eine Website.
Apple nimmt Drittanbieter von Apps für andere Plattformen als iOS als bedeutende Konkurrenten wahr und behandelt sie auch so, deren Preisgestaltung und Politik Apples Fähigkeit einschränken, Macht über Entwickler auszuüben – so Cupertino.
Apple ist nicht in der Lage, das Umfeld, in dem sein App-Marktplatz operiert, zu ignorieren und akzeptiert nicht die Charakterisierung der Kommission, dass der Apple App Store „mit großem Abstand der dominanteste App-Marktplatz“ ist.
Im weiteren Verlauf schlägt Apple vor, dass Entwickler, die Apps für iPhone-Besitzer zur Verfügung stellen wollen, dies durch die Erstellung so genannter progressiver Webanwendungen (PWAs) tun können.
Apple spricht sich für Web-Apps aus
Webbrowser werden nicht nur als Vertriebsportal genutzt sondern auch als Plattform selbst, auf der „Progressive Web Applications“ (PWAs) gehostet werden, die das Herunterladen der App eines Entwicklers über den App Store (oder andere Wege) überhaupt nicht mehr nötig machen.
PWAs sind zunehmend für und über mobilbasierte Browser und Geräte verfügbar, auch auf iOS. PWAs sind Apps, die mit gängiger Webtechnologie wie HTML 5 erstellt werden aber das Aussehen, das Gefühl und die Funktionalität einer nativen App haben. Sie können sogar ein App-Symbol haben, das sich auf dem Startbildschirm des Geräts befindet.
Web-Apps werden immer beliebter. Unternehmen wie Amazon, Google, Starbucks, Pinterest, Uber und die FT nutzen Web-Apps. Amazon zum Beispiel hat gerade seinen mobilen Spieleservice Luna als Web-App gestartet. Auch Microsoft und Google bringen Gaming-Apps auf iOS über Web-Apps auf den Markt. Auch der Entwickler der Messaging-App Telegram hat kürzlich erklärt, dass er an einer Rich-Web-App für iOS-Geräte arbeitet.
Interessanterweise ist Apples Aussage etwas ironisch, da der gesamte Grund für die Schaffung des App Stores darin bestand, dass native Apps ein weitaus besseres Erlebnis als Web-Apps bieten. Bei der Einführung des iPhones im Jahr 2007 hatte Steve Jobs zunächst die Vorstellung, dass Entwickler Web-Apps erstellen würden. Doch er änderte schnell seine Meinung und der App Store wurde im folgenden Jahr eingeführt.
Apple steht weltweit unter kartellrechtlichem Druck
Apple argumentiert, dass es keine Monopol-Stellung in diesem Markt hat, da es den relevanten Markt entweder als „Smartphones“ oder als „Apps“ betrachtet. Da das Unternehmen in den meisten Ländern, in denen es tätig ist, einen Minderheitsanteil am Smartphone-Markt hält, kann es nicht als marktbeherrschend angesehen werden.
Die Wettbewerbshüter neigen zu der Ansicht, dass der relevante Markt „iOS-Apps“ sind und hier hat Apple ein 100-prozentiges Monopol auf deren Verkauf und Vertrieb. Abgesehen von Randfällen gibt es für einen Entwickler keine Möglichkeit, eine iOS-App auf den Markt zu bringen, ohne sie über den App Store zu verkaufen.
Apple steht wegen des App Stores weltweit unter kartellrechtlichem Druck, u.a. durch die US-Bundesregierung, eine Reihe von einzelnen US-Bundesstaaten, Großbritannien und eine Reihe von anderen europäischen Ländern. (Photo by Unsplash / James Yarema)