Apples Werbesystem zur Monetarisierung der eigenen Apps und Dienste ist nun das Ziel einer neuen Beschwerde in Frankreich, die von einer Lobbygruppe, die Startups und Risikokapitalfirmen vertritt, vorgebracht wurde.
Die Beschwerde, die am Dienstag von France Digitale bei der nationalen Datenschutzkommission (CNIL) eingereicht wurde, konzentriert sich auf eine Apple-Funktion, die personalisierte Werbung im App Store, in den Apple News und in der Stocks-App basierend auf den Daten eines Nutzers ausspielt – das berichtet Bloomberg. Die Gruppe erklärt, dass sie handeln musste, weil Apples System nicht nach der Erlaubnis des Anwenders fragt, um die personalisierte Werbung zu erhalten, die standardmäßig aktiviert ist. Nutzer sind „unzureichend über die Verwendung und die Verarbeitung der persönlichen Daten informiert“, schrieb der Verein in der Beschwerde, eine Kopie davon liegt Bloomberg vor. So heißt es darin:
Apples System unterscheidet sich zum klassischen Tracking
Apple behält sich das Recht vor, willkürlich zu entscheiden, wer ein Partner und wer ein Dritter ist, ein Punkt, der sich im Laufe der Zeit ändern kann, ohne dass der Nutzer über eine solche Änderung informiert wird.
Die Beschwerde kommt vor Apples geplantem Rollout einer neuen App-Tracking-Transparenz-Funktion, die einschränken wird, wie viele Daten Drittanbieter-Werbesysteme über Nutzer sammeln können. Zur Erinnerung: Nach der Veröffentlichung von iOS 14.5 werden alle Apps, die auf die Werbekennung eines iPhones „IDFA“ zugreifen, die Erlaubnis des Nutzers einholen müssen, bevor das Tracking erlaubt wird. Das bevorstehende Feature hat Kritik von Facebook und anderen Werbetreibenden auf sich gezogen, die befürchten, dass viele Nutzer nicht damit einverstanden sind, dass sie über Apps hinweg zu Zwecken der Anzeigenpersonalisierung verfolgt werden. Das klassische App-Tracking unterscheidet sich jedoch von Apples eigenem System für personalisierte Werbung, das Nutzer nicht app-übergreifend verfolgt und keine Nutzer identifiziert, um seine Werbung gezielt zu schalten. Stattdessen stützt es sich auf die anonyme Gruppierung von gemeinsamen Merkmalen der Nutzer wie heruntergeladene Apps, Alter, Land oder Wohnort und Geschlecht.
Cupertino nimmt Stellung: „Ein armseliger Versuch abzulenken“
Das hat France Digitale jedoch nicht von der Behauptung abgehalten, dass dies Apple immer noch einen Vorteil gegenüber Dritten verschafft, wenn es um iPhone-App-basierte Werbung geht. Apple reagierte auf die Beschwerde in einer Stellungnahme, die Bloomberg zur Verfügung gestellt wurde. Darin geht hervor:
Die Behauptungen in der Beschwerde sind offensichtlich falsch und werden als das gesehen werden, was sie sind, ein armseliger Versuch derjenigen, die Nutzer tracken, von ihren eigenen Handlungen abzulenken und Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger in die Irre zu führen. Transparenz und Kontrolle für den Nutzer sind Grundpfeiler unserer Datenschutzphilosophie, weshalb wir die App-Tracking-Transparenz für alle Entwickler, einschließlich Apple, gleichermaßen gelten lassen. Der Datenschutz ist in den Anzeigen, die wir auf unserer Plattform verkaufen, ohne Tracking eingebaut.
Die Klage von French Digitale folgt einer weiteren Beschwerde gegen Apple, die im Oktober 2020 von Werbefirmen und Verlagen bei der französischen Wettbewerbsbehörde eingereicht wurde. In dieser Beschwerde wurde argumentiert, dass die erweiterten Datenschutzmaßnahmen, die durch Apples Tracking-Transparenz eingeführt wurden, wettbewerbswidrig seien. Eine Entscheidung der französischen Aufsichtsbehörde wird in Kürze erwartet. Je nach Ergebnis könnte Apple gezwungen sein, die erweiterte Datenschutzfunktion in iOS 14.5 für Anwender in Frankreich wegzulassen. (Photo by ADCstock / Bigstockphoto)