Apple und Facebook haben sich in den letzten Monaten einen öffentlichen Streit geliefert, da Apple seinen Datenschutz mit der ATT-Funktion – App-Tracking-Transparenz – verschärfen möchte. Nun plant Facebook zurückzuschlagen.
Zwischen Apple und Facebook bestehen seit langem Spannungen. Doch die geplante App-Tracking-Transparenz hat das Ganze noch zusätzlich befeuert. Für alle die das Thema verpasst haben, hier nochmal eine Zusammenfassung:
Die sogenannte App-Tracking-Transparenz ist eine neue iOS 14 Funktion, die von Apps verlangt, dass sie die Erlaubnis des Nutzers einholen, bevor sie diese über andere Apps und Websites hinweg verfolgen. In den Einstellungen können Nutzer auch einsehen, welche Apps die Erlaubnis zum Tracking angefordert haben, so dass sie Änderungen vornehmen können, wenn sie es für richtig halten. Sobald diese Anforderung in Kraft tritt, werden Anwender zum Beispiel ein Popup sehen wenn sie die Facebook-App öffnen. Diese Meldung besagt, dass Facebook den Nutzer über andere Apps und Websites hinweg verfolgen möchte.
Es wird zwei Optionen geben, aus denen Nutzer wählen können: „Nicht verfolgen“ oder „Erlauben“. Wenn sich ein Anwender gegen das Tracking entscheidet, so wird Apple den Entwickler der jeweiligen App daran hindern, auf die Werbekennung des Nutzers zuzugreifen. Der Entwickler ist außerdem verpflichtet, die Tracking-Präferenz des Nutzers generell zu respektieren, was bedeutet, dass er keine anderen Methoden zum Tracken des Nutzers verwenden darf. Andernfalls könnte die App aus dem App Store entfernt werden
Zuckerberg: Cooks Aussage sei „extrem oberflächlich“
Während der Krieg zwischen den Tech-Giganten größtenteils professionell geblieben ist, haben Mark Zuckerberg und Tim Cook auch ein Sperrfeuer an Angriffen gegeneinander betrieben. Während eines Interviews im Jahr 2018, inmitten von Facebooks berüchtigtem Cambridge Analytica-Skandal, wurde Cook gefragt, wie er Apple führen würde, wenn es eine ähnliche Krise erleben würde. Cook antwortete, indem er die hypothetische Situation ausschloss und sagte, dass Apple nicht in die Situation kommen wird, in der sich Facebook befand, dank der unterschiedlichen Haltung zu Privatsphäre und Nutzerdaten. Zuckerberg schoss zurück und nannte Cooks Kommentare im Fernsehen „extrem oberflächlich“ und „überhaupt nicht auf die Wahrheit ausgerichtet.“
Zuckerberg, empört über Cooks Kommentare und seinen öffentlichen Einfluss auf den Ruf von Facebook, soll Berichten zufolge internen Helfern und Teammitgliedern gesagt haben, dass Facebook Apple „Schmerzen zufügen“ müsse, so Quellen, die sich gegenüber dem Wall Street Journal anonym äußerten. Während der letzten Quartalszahlen-Veröffentlichung, nannte Zuckerberg Apple eine immer größere Bedrohung für Facebook und beschuldigte den Tech-Giganten aus Cupertino, sich mit seinen Plattformen in die Art und Weise einzumischen, wie Facebook seine eigenen Apps betreibt.
Apple: Nutzer sollen selber entscheiden
Am Tag nach den öffentlichen Äußerungen reagierte Cook indirekt in einer Rede während der Computers, Privacy and Data Protection Konferenz, in der er Facebook verurteilte und andeutete, dass das Geschäftsmodell der Maximierung von Engagement zu Spaltung und Gewalt führt. Während dieser Rede führte Cook die mögliche Rolle von Facebook bei den Unruhen im Kapitol am 06. Januar auf. Dabei beschuldigte er die Algorithmen des Social-Media-Unternehmens, Verschwörungstheorien zu unterstützen. Im Dezember schaltete Facebook Anzeigen, um Apples kommende ATT- also App-Tracking-Transparenz-Anforderung – anzugreifen. Facebook greift Apple unter dem Gesichtspunkt an, dass ATT kleinen Unternehmen schaden wird, die auf personalisierte Werbung angewiesen sind, die von effektivem Tracking abgeleitet ist. Cook antwortete daraufhin direkt auf Twitter und erklärte, dass Apple den Nutzern einfach die Wahl lassen will, ob sie getrackt werden wollen oder nicht.
Facebook: „Apple möchte nicht die Privatsphäre schützen sondern Profit steigern“
Trotz der persönlichen Sticheleien und Angriffe wies Facebook-Sprecherin Dani Lever in einer Stellungnahme gegenüber dem Wall Street Journal die Spekulation zurück, dass die Spannungen zwischen den beiden Unternehmen persönlich seien. Lever erklärte stattdessen, dass es „um die Zukunft des freien Internets“ gehe. Facebook behauptet, dass Apples ATT-Feature ein falscher Ansatz sei. Das Unternehmen glaubt, dass es Werbe-Tracking anbieten und gleichzeitig dabei die Privatsphäre der Nutzer schützen kann. Die Sprecherin wiederholte frühere Äußerungen von Facebook, die besagen, dass Apples Datenschutzfunktionen nicht dazu gedacht sind, die Privatsphäre der Nutzer zu schützen sondern dass es stattdessen darum geht, den Profit zu steigern und dass Facebook sich anderen anschließen wird, um Apples „selbstbezogenes, wettbewerbswidriges Verhalten“ hervorzuheben. Apple selbst lehnte zu diesem Bericht eine Stellungnahme ab.
Facebook plant eine Kartellklage gegen Apple
In der Zwischenzeit soll Facebook Berichten nach eine umfangreiche Kartellklage gegen Apple planen. Im Fokus sollen dabei iMessage sowie das neue ATT-Feature stehen. Als Teil seiner Klage erwägt Facebook eine Partnerschaft mit anderen Unternehmen wie Epic Games einzugehen. Epic Games selbst befindet sich bereits in einen massiven Rechtsstreit mit Apple. Die geplante Klage könnte jedoch verworfen werden, wie Insider bereits berichtet haben. Das ATT-Feature wird unter iOS 14.5 und iPadOS 14.5 im Frühjahr eingeführt. Wer mehr über die Funktionsweise von Apples neuestem Feature erfahren möchte, der findet nachfolgend weiterführende Details. (Bild: Apple)