Im vergangenen Monat verfasste eine Koalition von acht Bürger- und Menschenrechtsorganisationen einen offenen Brief an Apple CEO Tim Cook bezüglich der Entscheidung des Unternehmens, die Veröffentlichung der neuen Funktion „App Tracking Transparency“ in iOS 14 zu verschieben.
Apple hat nun auf diesen Brief geantwortet. In dem Schreiben, das an die Organisation Ranking Digital Rights versendet wurde, bekräftigte Jane Horvath, Senior Director of Global Privacy bei Apple, dass das Unternehmen der Ansicht ist, dass „Datenschutz ein grundlegendes Menschenrecht ist“. Horvath erklärt, dass Apple die ATT-Funktion (App Tracking Transparency) verzögert hat, um den Entwicklern mehr Zeit zur Vorbereitung auf die Änderungen zu geben. Der Brief bestätigt auch, dass die App Tracking Transparency-Funktion, die es den Nutzern ermöglichen soll, das Tracking zwischen verschiedenen Anwendungen zu deaktivieren, im nächsten Jahr eingeführt wird. Sobald sie in Kraft tritt, werden Entwickler auch um Erlaubnis bitten müssen, bevor sie einen Anwender über Apps oder Webseiten hinweg verfolgen können. So heißt es in dem Brief:
Transparenzfunktionen: Werbung Privatsphäre respektieren
Wir haben die Veröffentlichung von ATT auf Anfang nächsten Jahres verschoben, um den Entwicklern die Zeit zu geben, die sie nach eigenen Angaben benötigen, um ihre Systeme und Datenpraktiken ordnungsgemäß zu aktualisieren, aber wir bleiben ATT und unserem expansiven Ansatz zum Schutz der Privatsphäre voll verpflichtet. Wir haben ATT aus einem einzigen Grund entwickelt: weil wir Ihre Bedenken hinsichtlich der Verfolgung von Benutzern ohne ihre Zustimmung und der Bündelung und des Weiterverkaufs von Daten durch Werbenetzwerke und Datenmakler teilen.
Horvath betont außerdem, dass die Transparenzfunktionen von App Tracking Transparency die Werbung nicht verhindern sondern vielmehr Werbung fördern, die die Privatsphäre respektiert:
Werbung, die die Privatsphäre respektiert, ist nicht nur möglich, sie war der Standard bis zum Wachstum des Internets. Einige Unternehmen, die es vorziehen würden, dass ATT nie umgesetzt wird, haben gesagt, dass diese Politik kleine Unternehmen durch die Einschränkung der Werbemöglichkeiten in einzigartiger Weise belastet aber in Wirklichkeit kommt das derzeitige Daten-Wettrüsten in erster Linie großen Unternehmen mit großen Datensätzen zugute. Auf den Schutz der Privatsphäre ausgerichtete Ad-Netzwerke waren der universelle Standard in der Werbung, bevor die Praxis der ungehinderten Datenerfassung etwa im letzten Jahrzehnt begann. Wir hoffen, dass die steigenden Anforderungen der Nutzer an Datenschutz und Sicherheit sowie Veränderungen wie ATT diese Datenschutz-Werbestandards wieder robust machen werden.
Apple: Facebook sammelt „so viele Daten wie möglich“
Darüber hinaus übt Horvath scharfe Kritik an Facebook: Das soziale Netzwerk habe „deutlich gemacht“, dass es die Absicht habe, „so viele Daten wie möglich“ über seine Nutzer zu sammeln:
Im Gegensatz dazu haben Facebook und andere einen ganz anderen Ansatz für die Zielgruppenansprache. Sie ermöglichen nicht nur die Gruppierung der Nutzer in kleinere Segmente sondern nutzen detaillierte Daten über die Online-Surfing-Aktivitäten, um Werbung gezielt zu platzieren. Facebook-Führungskräfte haben deutlich gemacht, dass sie die Absicht haben, so viele Daten wie möglich sowohl über Produkte von Erstanbietern als auch über Produkte von Drittanbietern zu sammeln, um detaillierte Profile ihrer Nutzer zu entwickeln und zu monetarisieren und diese Missachtung der Privatsphäre der Nutzer dehnt sich immer weiter aus und umfasst immer mehr ihrer Produkte.
Facebook hat bereits die Transparenzfunktion für das App-Tracking kritisiert und erklärt, dass dadurch die Werbeeinnahmen um bis zu 40 Prozent sinken könnten. Facebook hat sich Berichten zufolge mit Werbepartnern getroffen, um die Auswirkungen der Änderung auf die Werbung zu erörtern, wenn die Nutzer die Möglichkeit haben, sich problemlos vom plattformübergreifenden Tracking abzumelden.
iOS 14: Transparenzfunktion kann über die Einstellungen abgerufen werden
Apple betonte im Zuge des Schreibens, dass Werbung, die die Privatsphäre der Nutzer schützt, möglich ist. Beispielsweise gibt Apple den Nutzern die Möglichkeit, die Anzeigen-Personalisierung auf der Grundlage von Erstanbieterdaten in den App-Einstellungen zu deaktivieren. Für Anwender mit aktivierter Personalisierung von Anzeigen gruppiert Apple Nutzer mit ähnlichen Merkmalen, wodurch sichergestellt wird, dass eine Kampagne einen bestimmten Nutzer nicht identifizieren kann. Sobald es 2021 verfügbar ist, wird die Transparenzfunktion für das App Tracking zugänglich sein, indem man die App-Einstellungen öffnet, dann nach dem Menü Datenschutz sucht und danach den Abschnitt Tracking öffnet. Apple erklärte auch, dass seine neuen „Nährwertkennzeichnungen“ für den Datenschutz von Apps ab dem 08. Dezember im App Store erforderlich sein werden. AirPods Pro bei Amazon im Sonderangebot – jetzt erhältlich. (Photo by Putilov Denis / Bigstockphoto)