Letzte Woche wurde ein neuer E-Mail-Dienst im App Store gestartet. Dieser verstößt gegen eine wichtige App Store Richtlinie, weshalb ihm der Rausschmiss droht. Nun hat sich der Unternehmenschef zu Wort gemeldet.
Die „Hey“-App beinhaltet ein Jahresabonnement in Höhe von 99 US-Dollar, das allerdings nicht über In-App-Käufe sondern über die eigene Webseite abgewickelt wird. Das verstößt eindeutig gegen geltende App Store Richtlinien. Daraufhin hat Apple das Unternehmen dazu aufgefordert, eine entsprechende Option einzubinden. Nun hat sich Jason Fried, der CEO von Hey Mail, in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Fried’s Hauptargument konzentriert sich darauf, klar zu stellen, dass Apples aktuelle Zahlungspolitik einen Keil zwischen einen Kunden und App-Anbieter treibt. Im Zuge dessen betont der Kopf von Hey-Mail, dass es das Unternehmen ist, das die Zeit, das Geld und Mühe aufwendet, um einen Kunden zu gewinnen – nicht Apple. So schreibt Fried:
Rechnungsfragen können nicht beantwortet werden
Wenn sich jemand für Ihr Produkt im App Store anmeldet, ist er technisch gesehen nicht mehr Ihr Kunde – er ist im Wesentlichen der Kunde von Apple. Er bezahlt Apple und Apple bezahlt Sie dann. Damit der Kunde, den Sie sich über Jahre hinweg erworben haben, an Apple übergeben wird. Und für das Privileg, dies zu tun, müssen Sie Apple 30% bezahlen!
Darüber hinaus erklärte Fried, dass es App-Anbietern nicht möglich sei, ihren Kunden bei Rechnungsfragen weiterzuhelfen, insofern sich diese für Apples Zahlungsmethode entschieden haben. So heißt es in dem Brief:
Sie können dem Kunden, der Ihr Produkt kauft, bei den folgenden Anfragen nicht mehr helfen: Rückerstattungen, Kreditkartenänderungen, Rabatte, Probeverlängerungen, Härtefall-Ausnahmen, Teilzahlungen, Non-Profit-Rabatte, Bildungsrabatte, Ausfallzeit-Gutschriften, Steuerausnahmen usw. Sie können all dies nicht kontrollieren, wenn Sie Ihre Kunden über die Apple Plattform abrechnen. Jetzt sind Sie also gezwungen, Ihren Kunden ein Produkt – mit Ihrem Namen und Ihrem Ruf darauf – zu verkaufen und doch sind Sie hilflos und nicht in der Lage, ihnen zu helfen, wenn sie bei einem der oben genannten Punkte Hilfe benötigen.
„Fragen Sie Apple“
Doch die Probleme reduzieren sich nicht nur auf die Geschäfts-/Kundenbeziehung sondern reichen bis in das Innere eines Unternehmens. Viele Anbieter haben bereits eine Infrastruktur für die Rechnungsstellung eingerichtet und die mangelnde Integration von Apple mit externen Systemen führt zu einer größeren Belastung für diejenigen, die sie betreiben müssen. Dabei argumentiert Fried wie folgt:
Darüber hinaus haben wir, wie viele hochentwickelte Softwarefirmen, bereits ein zentralisiertes Abrechnungssystem, das in unsere eigenen Backoffice-Systeme eingebunden ist. Verwaltung, Buchhaltung, Kontoführung, Datensuche, Kundenbetreuung usw. Wenn einer unserer Kunden gezwungen ist, mit dem Zahlungssystem von Apple zu bezahlen, sind wir blind. Wir können sie nicht nachschlagen, wir können ihnen nicht helfen. Unsere einzige Antwort ist „Fragen Sie Apple“. Was für eine schreckliche, hoffnungslose Botschaft. Entwickler, die heute gezwungen sind, diese Botschaft zu senden, werden oft beschuldigt, ihre Kunden zu betrügen, ihr Geld zu stehlen usw.
„Es ist unser Geschäft, nicht Ihr Geschäft“
Der Hey-Mail Boss schließt seinen Brief mit der Bitte an Apple, Entwicklern die Wahl zu lassen, Apples Zahlungssystem zu verwenden oder eben nicht. So heißt es in dem Brief:
Apple, bitte lassen Sie Ihren Entwicklern einfach die Wahl! Lassen Sie uns unsere eigenen Kunden über unsere eigenen Systeme abrechnen, damit wir ihnen mit Erweiterungen, Rückerstattungen, Rabatten oder was auch immer auf unsere Weise helfen können. Das ist unser Geschäft, nicht Ihr Geschäft.
Die App Store Richtlinien sind schon seit langer Zeit umstritten. Während der jüngste Fall von „Hey“-Mail derzeit diskutiert wird, fordern immer mehr Unternehmen eine Regulierung des digitalen Marktplatzes – nicht zuletzt wegen kartellrechtlicher Bedenken. Wer den vollständigen Brief einsehen möchte, der findet diesen auf der offiziellen Unternehmensseite von „Hey“. (Photo by bigtunaonline / Bigstockphoto)