Vor Kurzem wurde eine neue Mail-App namens „Hey“ im App Store veröffentlicht. Nun droht der neuen Anwendung der Rauswurf. Der Grund – fehlende In-App-Käufe.
Am Montag wurde ein neuer Mail-Dienst namens „Hey“ aus dem Hause Basecamp veröffentlicht. Die Anwendung kostet rund 99 US-Dollar im Jahr. Doch das Abonnement kann nicht über einen In-App-Kauf sondern nur über die Webseite der Anbieter abgeschlossen werden und das könnte nun zum Problem werden. So soll Apple dem Entwickler-Team mitgeteilt haben, dass die Anwendung aus dem App Store fliegen wird, wenn diese keine In-App-Kaufoption implementieren. Das Basecamp-Team lehnt die Forderung allerdings ab, da es die 15 bzw. 30 Prozent Gebühren nicht bezahlen möchte.
Verstoß gegen Punkt 3.1.1 der Apple-Richtlinien
Der Mitbegründer und CTO von Basecamp, David Heinemeier Hansson, teilte heute Nachmittag auf Twitter Details zur aktuellen Situation mit und bot in einem Interview mit Protocol weitere Informationen an. Die ursprüngliche Version 1.0 von „Hey“ wurde für den App Store genehmigt. Doch als Zach Waugh, Basecamps leitender iOS-Entwickler, die Version 1.0.1 mit Fehlerbehebungen einreichte, wurde sie vom App Store Review-Team abgelehnt. Der Grund dafür ist ein Verstoß gegen Punkt 3.1.1 der Apple-Richtlinien – die fehlende In-App-Kauf-Option. Genau genommen wird darin von Entwicklern die Implementierung des Apple internen Abrechnungssystems gefordert, wenn App-Nutzer digitale Waren oder Abonnements erwerben können. Dabei werden 15 bis 30 Prozent Gebühren an Apple abgeführt (im ersten Jahr sind es 30 Prozent). Diesen Anteil möchte Basecamp allerdings nicht zahlen und wollte es Abonnementdiensten wie Netflix und Spotify gleichtun. Nun droht Apple die Anwendung aus dem App Store zu entfernen. So heißt es in dem Beitrag:
Der Apple-Reviewer sagte, er rufe an, weil die neue App das Problem mit Regel 3.1.1 nicht gelöst habe. Das Problem war intern eskaliert und Apple hatte festgestellt, dass es sich um eine gültige Ablehnung handelte – der einzige Weg, um voranzukommen, wäre die Implementierung von Apples Zahlungssystem. Und nicht nur das: Waugh wurde mitgeteilt, dass Apple eine Zusage und einen Zeitplan für die Implementierung des Zahlungssystems wünscht, sonst könnte Apple gezwungen sein, Hey vollständig aus dem App Store zu entfernen.
„Das ist obszön und kriminell“
Nach dem Anruf soll nur wenige Stunden später eine etwas freundlichere Mail von Apple eingegangen sein. Darin heißt es:
Wir haben bemerkt, dass Ihre App es Kunden ermöglicht, auf Inhalte, Abonnements oder Funktionen zuzugreifen, die sie anderswo gekauft haben aber diese Artikel waren nicht als In-App-Käufe innerhalb der App verfügbar“. Da Hey nicht als „Reader“-App qualifiziert war, sagte Apple, dass bestehende Abonnenten sich wie gewohnt einloggen können aber Hey muss alle Abonnements für neue Benutzer als In-App-Käufe verfügbar machen.
Doch das Basecamp-Team hat eigenen Aussagen nach nicht vor Apples Forderung nachzukommen. Mehr noch. So erklärte Heinemeier Hansson:
Es gibt in einer Million Jahren keine Möglichkeit, dass ich Apple ein Drittel unserer Einnahmen zahle. Das ist obszön und kriminell und ich werde jeden Dollar, den wir haben oder jemals verdienen, ausgeben, um das hier niederzubrennen, bis wir an einen besseren Ort kommen.
Hansson war in der Vergangenheit ein lautstarker Kritiker von Apple und anderen großen Technologieunternehmen. Er hat sogar vor dem US-Kongress im Rahmen einer Anhörung über wettbewerbswidrige Technologien Anfang diesen Jahres ausgesagt. Demnach bleibt die weitere Entwicklung sicherlich spannend. Wer die App testen möchte, der kann sie noch herunterladen – es bleibt abzuwarten, wie lange das der Fall sein wird. (Bild: Basecamp)