In den letzten Tagen machten sich Diskussionen rund um das Corona-Tracking via Smartphone breit. Das Thema stößt dabei nicht nur auf Zuspruch sondern auch auf eine Menge Widerstand. Nachfolgend möchte ich Apples und Googles gemeinsamen Plan näher beleuchten und wichtige Fragen beantworten.
Corona-Tracking ist eigentlich das falsche Wort. Konkret geht es um die Kontaktverfolgung via Smartphone. Dafür sollen staatlich finanzierte Apps bereitgestellt werden, die auf die Bluetooth-Technologie zugreifen und so den Kontakt zu Infizierten aufzeichnen. Die Einhaltung der Privatsphäre steht dabei ganz oben. Vor einigen Tagen hat Apple eine neue Kooperation mit Google bekanntgegeben, wonach beide Konzerne an diesem Projekt mitwirken wollen und den Gesundheitsbehörden einen Großteil der Entwicklungsarbeit abnehmen möchten. Das Ziel ist klar – moderne Technologien sollen im Kampf gegen COVID-19 zum Einsatz kommen um Leben zu retten und die Normalität wiederherzustellen. Im Zeitalter des Smartphones sollte das ein guter Ansatz sein – wenn das Thema Privatsphäre nicht wäre. Doch manche vermuten einen Komplott dahinter. Derzeit glauben viele, dass besagte Apps zur COVID-19 Kontaktverfolgung den Standort der Nutzer aufzeichnen, Bewegungsprotokolle erstellen und in irgendwelchen geheimen Datenbanken aufbewahrt werden. Wozu? Die Frage konnte bislang keiner ernstzunehmend beantworten. An dieser Stelle wird den Staaten alles mögliche vorgeworfen – nun auch Apple sowie Google. Möglicherweise wird man uns an eine fremde Zivilisation verkaufen? Hallo E.T! Man weiß es nicht. Wie auch immer – umso wichtiger sind die Fakten und die Funktionsweise unter Einhaltung der Privatsphäre zu verstehen. Um das vorab klar zu stellen: Ich möchte niemanden von euch zur Nutzung dieser Apps überreden. Ich möchte lediglich die Faktenlage aufzeigen und die missverstandene Funktionsweise erklären.
Was ist mit „Kontaktverfolgung“ gemeint?
Kommen wir also zu Apples neuestem Projekt zurück. Wenn es um Privatsphäre und Datenschutz geht, genießt Apple mit Abstand das größte Vertrauen unter den Tech-Giganten. Wieso sollte sich das durch eine Ankündigung ändern, die eigentlich Leben retten soll und für jeden freiwellig ist?! Also, was genau sieht Apples und Googles Plan vor? Beide Konzerne möchten ein einheitliches System zur Kontaktverfolgung via Smartphone entwickeln. Nutzer eines iPhone bzw. Android Gerätes werden eine Drittanbieter-App erhalten, die auf Bluetooth zugreifen kann und die Kontaktverfolgung ermöglicht. Dabei wird eine Art Protokoll erstellt, dass die Privatsphäre nicht verletzen soll. Dieses Protokoll wird Begegnungen aufzeichnen, sobald ein Kontakt zu einem anderen Smartphone-Nutzer aus nächster Nähe erkannt wird – dank Bluetooth. Wenn eine Person auf COVID-19 positiv getestet wurde, erhalten andere Nutzer eine Benachrichtigung, sobald es zu einer Begegnung in nächster Nähe gekommen ist.
Wichtig: Während diese Funktion aktiv ist, werden keine Standort-Daten aufgezeichnet und gespeichert. Dafür kommt Bluetooth zum Einsatz, das die Signale in unmittelbarer Nähe anderer Geräte aufschnappen kann. Bluetooth kann also keine Ortung durchführen. Außerdem erhalten alle Nutzer eine anonymisierte ID, die dynamisch ist. Im Falle einer Benachrichtigung wird also die Identität nicht enthüllt. Abgesehen davon kann der Standort, wo die mögliche Infektion stattgefunden haben könnte, nicht ermittelt werden. Das heißt, die einzig relevanten Daten sind – gab es einen Kontakt zu infizierten Personen – ja oder nein!
COVID-19 positiv – Woher kommen die Daten?
Nun stellen sich natürlich Nutzer die Frage, woher bezieht die jeweilige App ihre Informationen? Wird ein Nutzer positiv getestet, so wird dieser in der Datenbank der jeweiligen Gesundheitsbehörde eingetragen. Die App zur Kontaktverfolgung greift auf diese Datenbanken zu. Kommt es zu einem Treffer, sendet die App eine Benachrichtigung ab. Wie der vermeintlich Infizierte nun darauf reagiert, bleibt ihm selbst überlassen. Zur Wahrung der Privatsphäre kommt also die anonymisierte ID ins Spiel.
Was genau werden nun Apple und Google machen?
Wie bereits oben erklärt, wird eine Anwendung zur Kontaktverfolgung der jeweiligen Gesundheitsbehörde benötigt. Diese werden in den nächsten Wochen ausgerollt. Die Bemühungen beider Konzerne sehen mehrere Updates vor. Die erste Aktualisierung soll bis spätestens Mitte Mai erfolgen und eine wichtige API beinhalten, die die Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten unter Verwendung von derartigen Apps der Gesundheitsbehörden verbessern. Auf die besagte Kontaktverfolgungs-API (Application Programming Interface) können auch nur Apps von offiziellen staatlichen Gesundheitsorganisationen zugreifen. Ist die API eingebunden, wird eine zusätzliche Aktivierungsbestätigung seitens Apple bzw. Google benötigt. Demnach ist ein Missbrauch dieser Schnittstelle ausgeschlossen. In einem weiteren Update, das sowohl für iOS als auch Android später erscheinen soll, wird das Ganze erweitert. Das heißt, ab da an können Nutzer via Opt-In an diesem freiwilligen Programm teilnehmen, ohne eine zusätzliche App installieren zu müssen. Es ist davon auszugehen, dass dieses Update auch iOS 12 Nutzer erhalten werden, um eine möglichst breite Massen anzusprechen.
„Wo ist?“-App, Facebook und mehr
Der Erfolg der Initiative erfordert ein hohes Maß an Beteiligung, auch wenn genaue Prozentsätze angesichts der beispiellosen Art des Aufwands nicht bekannt sind. Ein gewisser Prozentsatz der Benutzer wird sich aus verschiedenen Gründen nicht für die Kontaktverfolgung entscheiden aber es besteht ein Anreiz zur Teilnahme – Leben retten. Wer weiterhin dem Ganzen skeptisch gegenüber steht, der sollte offizielle Quellen analysieren und später entscheiden. Übrigens – wer weiterhin eine Standortverfolgung befürchtet, der sollte mal einen Blick in seine „Wo ist?“-App werfen. Dort wird tatsächlich der Standort pausenlos aufgezeichnet. Wer Facebook, Instagram, WhatsApp und Co. verwendet, der sollte sicherlich keine Datenschutz relevanten Bedenken haben – oder? Schließlich besteht bei der Kontaktverfolgung der Vorteil darin, frühzeitig eine Infektion zu erkennen, rechtzeitig die Verbreitung von COVID-19 zu verhindern und dabei nicht nur die eigene Familie zu schützen. Weiterführende Informationen rund um COVID-19 findet ihr auf den offiziellen Webseiten der WHO sowie beim Bundesgesundheitsministerium. (Photo by AngelinaBambina / Bigstockphoto)
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